Veränderungsmanagement in der Verwaltung – Jeder kann sich verändern

Shownotes

Heute zu Gast: Kerstin Meißler. In der heutigen Folge spreche ich mit Kerstin Meißler, Veränderungsmanagerin bei IT NRW. Zusammen tauchen wir ein in die Welt des Veränderungsmanagements und der digitalen Transformation. Erfahrt, wie Kerstin und ihr Team innovative Ansätze in der Landesverwaltung von Nordrhein-Westfalen vorantreiben und welche Rolle Change Agents in diesem Prozess spielen.

Takeaways:
Veränderungsmanagement ist entscheidend für die digitale Transformation in der Verwaltung.

Change Agents spielen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Veränderungen und können als Multiplikatoren fungieren.

Traditionelle Strukturen und starre Bewertungsrichtlinien erschweren Veränderungen in der Verwaltung.

Mehr Flexibilität und Durchlässigkeit sind erforderlich, um den Anforderungen der sich wandelnden Zeit gerecht zu werden.

Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Veränderungen und sollten Veränderungsprozesse unterstützen. Veränderungen sind ein natürlicher Teil des Lebens und sollten positiv betrachtet werden.

Es ist wichtig, Veränderungen zu akzeptieren und anzunehmen.

Netzwerke und Zusammenarbeit sind entscheidend für die Umsetzung von Veränderungen in der Verwaltung.

Flexibilität, Lernbereitschaft und Empowerment sind wichtige Fähigkeiten für die Umsetzung von Veränderungen.

Jeder ist in der Lage, sich zu verändern, unabhängig vom Alter.

Links:
FAH: https://fah.nrw.de/

Moderation & Produktion Wolfgang Patz: https://nextgen-podcast.de/

Keywords
Veränderungsmanagement, digitale Transformation, Change Agents, Verwaltung, Widerstand gegen Veränderung, Flexibilität, Durchlässigkeit, Führungskräfte, Veränderung, Akzeptanz, Netzwerke, Zusammenarbeit, Flexibilität, Lernbereitschaft, Empowerment

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Wolfgang Patz: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Flurfunk aus Herne, der Verwaltungstalk, dein Podcast, wenn es topaktuelle Themen und Learnings aus der Verwaltung geht. Mein Name ist Wolfgang Patz, ich bin Podcast -Coach und Moderator und im Auftrag der Fortbildungsakademie des Ministeriums des Innern NRW spreche ich alle zwei Wochen mittwochs mit spannenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft und dem öffentlichen Sektor. In der heutigen Folge spreche ich mit Kerstin Meißler. Sie ist Veränderungsmanagerin bei IT.NRW. Zusammen tauchen wir ein in die Welt des Veränderungsmanagements und der digitalen Transformation. Erfahrt, wie Kerstin und ihr Team Innovationsansätze in der Landesverwaltung von Nordrhein-Westfalen vorantreiben und welche Rolle Change-Agents in diesem Prozess spielen.

Wolfgang Patz: Heute zu Gast Kerstin Meißler. Kerstin ist Veränderungsmanagerin von IT.NRW, oder?

Kerstin Meißler: Ja, genau.

Wolfgang Patz: Genau, hört sich gut an. Wie lange machst du das schon?

Kerstin Meißler: Bei IT.NRW mache ich das seit September 22 und Veränderungsmanagement in der Landesverwaltung seit 2018.

Wolfgang Patz: Vielleicht kannst du dir doch mal einen kurzen Überblick geben, wer du bist, was du machst. Okay, so angerissen haben wir es ja jetzt schon. Woher du kommst und von woher du jetzt gerade sprichst.

Kerstin Meißler: Ja, ich fange mal rückwärts an. Ich bin gerade im Homeoffice in Düsseldorf und was mache ich? Ich beschäftige mich auch in meiner eigentlich nicht vorhandenen Freizeit als arbeitende Mutter ganz viel mit den Themen der digitalen Transformation, Veränderung, Verwaltungsmodernisierung. Das sind einfach Dinge, die mich persönlich interessieren und antreiben. Ich habe eben auch das Glück, das auch hauptberuflich machen zu dürfen. Da gibt es auch noch nicht so viele in der Landesschule Verwaltung. Und ursprünglich habe ich mal Steuerrecht studiert und im Finanzamt gearbeitet und auch das viele Veränderungen, die möglich sind in der Verwaltung.

Wolfgang Patz: Okay, vielen Dank. Dann lass uns mal mit der Warm-Up-Fragerunde starten. Und du sagst einfach immer nur entweder oder, ja?

Wolfgang Patz: Also Visionärin oder Realistin?

Kerstin Meißler: Visionärin.

Wolfgang Patz: Joggen oder Yoga?

Kerstin Meißler: Beides.

Wolfgang Patz: Innovatorin oder Traditionalistin?

Kerstin Meißler: Innovatorin

Wolfgang Patz: Comedy oder Drama

Kerstin Meißler: Comedy

Wolfgang Patz: Okay, gut, das Gefühl habe ich auch hier. Okay, dann was begeistert dich im Leben? Du siehst aus wie eine Person, die viel strahlt. Von daher passt die Frage, glaube ich, ganz gut.

Kerstin Meißler: Ja, ich bin relativ begeisterungsfähig, allerdings nicht für alles. Und ich finde es ja, ich habe eben schon eingangs gesagt, mich begeistert, verrückter und tatsächlich manchmal auch zum Leidwesen meiner Familie das Thema der digitalen Transformation sehr und auch eben das, was alles möglich ist oder auch was nicht möglich ist, das begeistert dann zwar weniger, aber daran zu arbeiten, das begeistert mich. Ansonsten begeistert mich das Wasser. Das Meer, aber auch anderes Wasser, alles, wo man drin schwimmen kann, finde ich großartig.

Wolfgang Patz: Sprudelwasser, zwei Liter am Tag.

Kerstin Meißler: Ja, auch. Ich trinke auch was bei der Trockenheit (lachen). Kann ich sehr empfehlen. Ein Kucker, da kommt das direkt gesprudelt raus. Und ansonsten, ja, eigentlich auch so kleine Sachen. Also viel so was, vielleicht ein bisschen ausgelutscht, jetzt klingt aber, was mit Natur auch zu tun hat. Also einfach schon mal eine schöne, frische Luft. Das ist auch schon mal Begeisterung bei mir.

Wolfgang Patz: Ja, bevor wir das Interview jetzt gestartet haben, da habe ich dich gebeten das Fenster zuzumachen, aber da kamen so schönes Vogelgezwitscher durchs Fenster durch. Also sowas begeistert dich wahrscheinlich auch.

Kerstin Meißler: Ja, genau. Diese Naturtöne.

Wolfgang Patz: Ich hab mal eine Zeit lang, bin ja hier in Berlin und dann, wenn ich morgens zur Bahn gefahren bin, dann hab ich mir immer bei Spotify Vogelzwitscher aufs Ohr gepackt und bin dann durch die Bahn, also mit der Bahn gefahren, hab dann so richtig schöne Naturklänge oder wie es im Regenwald der Regen geprasselt hat, hat mich dann auch morgens ziemlich entspannt.

Kerstin Meißler: Ja, genau. Hat eine auch beruhigende Wirkung und irgendwie geht einem so das Herz auf dabei.

Wolfgang Patz: Nehmen wir das doch einfach mal mit, wie sieht so ein typischer Tag als Veränderungsmanagerin bei dir aus?

Kerstin Meißler: Ja, das eigentlich das Schöne an so einem Job, dass das eben nicht so typisch ist. Also jetzt anders als früher im Finanzamt, wo man einfach Steuerkram abgearbeitet hat, ist es eben jetzt, dadurch, dass es viel Arbeit auch ja mit Menschen ist, einfach gibt es so gar nicht richtig Typisches. Also viel ist es, Gespräche zu viel, aber auch viel zu lesen, auch mal Podcasts zu hören, sich weiterzuentwickeln, da auch Inspiration zu erhalten, und dann Konzepte zu freien Workshops planen. Ja, sowas. Also, es ist ganz viel Beziehungsarbeit und aber auch dann eben strategische Arbeit.

Wolfgang Patz: Okay, und was sind so, wenn wir uns jetzt mal die, oder deine Arbeit als Veränderungsmanagerin oder als Change-Managerin in der Verwaltung anschauen, was sind da so die Herausforderungen, die sich dir so im Alltag stellen?

Kerstin Meißler: Ja, Verwaltung ist ja jetzt etwas, was auf Tradition beruht oder vielleicht auch eher konservativ im besten Sinne des Wortes. Und das ist ja auch gut so. Also es hat ja auch seine Begründung. Verwaltung soll ja auch zuverlässig und sicher sein. Also das sind alles Dinge, die es braucht auch. Nichtsdestotrotz in unserer Sicht wandeln immer wandelnden Zeit, aber gefühlt ja für viele jetzt immer schneller wandelnden Zeit. Da braucht es eben auch die Möglichkeit, sich anzupassen, sich zu verändern. Und da ist es schon herausfordernd, dass die Strukturen, die es gibt in Verwaltungen, nicht so schnell sich ändern, wie auch die Menschen es tun und wie die Situation es tun. Also ich glaube, es wäre noch viel mehr möglich, wenn man die Rahmenbedingungen deutlich verändern würde.

Wolfgang Patz: Wie könnte sowas praktisch aussehen?

Kerstin Meißler: Ja, zum Beispiel, indem die Durchlässigkeit von verschiedenen Laufbandgruppen bei Beamten oder auch so, dass bestimmte Abschlüsse mehr berücksichtigt werden, also auch mehr Quereinsteiger, aber auch das Hin - und Herwechseln zwischen freier Wirtschaft und Verwaltung, dass sowas eher möglich ist, dass einfach so starre Bewertungs - und Beurteilungsrichtlinien aufgehoben werden, dass ich eben nicht sage, wir leiden unter Fachkräftemangel, aber ich muss trotzdem XY Studium haben, so und so viele Erfahrungen oder erstmal mich drei Jahre irgendwo bewähren, bevor ich das denn machen kann oder bevor ich dafür bezahlt werde, machen darf ich es schon vorher. Also solche Dinge oder auch den Mut zu haben, eben mit neuen Ideen Dinge mal auszuprobieren. Natürlich nur in Bereichen, wo es jetzt nicht sicherheitsrelevant ist. Also das hat ja Verwaltung auch gemacht. Also wenn ich mich anders aufstelle mit meinem Team, meinem Referat, wie auch immer, da muss ich ja jetzt nicht von Angst getrieben sein, sondern kann da auch einfach mal ein paar Dinge ausprobieren. Anders natürlich, als wenn ich jetzt, sagen wir mal bei uns, ob ich Bezüge auch bezahlen muss oder ob ich ein sicheres IT.System für ein Krankenhaus bieten muss. Da sollte ich nicht so viel experimentieren, aber es gibt eben auch Felder.

Wolfgang Patz: Wie sieht das aus mit den Personen selbst, die das nachher umsetzen müssen? Was für Erfahrungen hast du gemacht in Bezug auf Widerstand gegen zu implementierende Change-Prozesse?

Kerstin Meißler: Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe oft den Eindruck, dass der Widerstand gar nicht so groß ist. Zum Beispiel wird Veränderung, denn Veränderungsprozesse häufig auch mit Digitalisierungsprojekten oder neuen IT-Programmen oder Ähnlichem in Kontext gebracht. Und dort ist es oft so, dass die Leute eigentlich darauf warten, weil viele ja selber merken, dass das, womit sie bisher arbeiten, nicht unbedingt das Beste ist, die beste Lösung. Und dann dauert es oft viel zu schnell. Also dann kommt eher der Widerstand, dass wenn die Menschen dann spüren, hey, ich soll jetzt hier irgendwas machen, und ich freue mich drauf, aber es kommt und kommt einfach nicht. Und dann ist die Akzeptanz einfach auch weg an der Stelle. Und da öfter auch mal nachzufragen und zu horchen, ja, was braucht ihr denn wirklich für eure Arbeit oder was ist denn eigentlich das Ziel eurer Arbeit, was soll denn das Ergebnis sein und damit dann zu arbeiten und zu gucken, was kann die Lösung sein. Also häufig sind eben Lösungen auch vorher eingekauft und die werden dann vielleicht noch ein bisschen angepasst, da wird dann auch so nachgefragt. Aber die sind überhaupt nicht auf das Ziel so ausgesichtet oder haben nicht die Chance genutzt, vielleicht auch etwas Neues, ganz Neues zu entwickeln, also auch Prozesse zu verändern. Und da spüre ich dann schon auf ja, einfach ein Widerstand und auch eine kleine Frustration.

Wolfgang Patz: In meiner Recherche kam mir das Wort Change-Agents quasi vor. Was hat es mit dem Begriff auf sich und wie wichtig sind dann Führungskräfte, das Thema Change dann auch wirklich umzusetzen?

Kerstin Meißler: Ja, also Change-Agents, ich komme gerade aus oder nicht gerade, sondern letzte Woche war ich Donnerstag, Freitag in Herne mit meinen Kollegen und wir bilden da auch Change-Agents aus bzw. wir machen so Workshops auch mit den Kolleginnen und Kollegen und das ist eine sehr wirksame Funktion oder Rolle, die Menschen einnehmen, die auch Lust selber auf Veränderungen haben, die auch eine Multiplikatorenfunktion einnehmen und letztendlich so kleine Satelliten überall in einer Organisation engagiert werden können oder installiert werden können, wobei installiert klingt ein bisschen komisch bei Menschen, aber die eben tätig werden können und da die Veränderungen, die gibt mit Vorantreiben, die nah an den Kolleginnen und Kollegen sind und auch umgekehrt dann eben Sprachrohr sein können. Und darum auch für die Führungskräfte sehr wichtig, diese Change-Agents durchaus zu nutzen und das auch zu unterstützen und vielleicht auch selber auch als Change-Agents zu sein. Das muss nicht hierarchisch irgendwie geregelt werden, weil das einfach dadurch, dass ich sowas wie Change -Agents einsetze, erhöhe ich im Prinzip die Bereitschaft zur Veränderung eben Multiplikatorenfunktionen. Genau dadurch potenziere ich die Wirkung auch von Veränderungen und bin wie gesagt auch so gerichtet daran.

Wolfgang Patz: Glaubst du denn, dass im beruflichen Kontext, sage ich mal, Veränderung ein wichtiger Part ist, irgendwie voranzukommen, erfolgreicher zu werden? Wenn das so sein sollte, warum glaubst du, dass es so ist? Also eigentlich ist/ liegt die Antwort ja auf der Hand, aber ich finde die Frage hört sich trotzdem gut an.

Kerstin Meißler: Ja, okay, genau. Das ist ja fast eine rhetorische Frage. Aber natürlich ist, glaube ich, Veränderungsfähigkeit und Kompetenz ein sogenanntes Future -Skill, mal bei Englisch zu bleiben. Also eine Zukunftsfähigkeit. Denn das Leben ist letztendlich Veränderung. Also an sich kann auch jeder von uns mit Veränderung gut umgehen. Nichtsdestotrotz sind wir auch auf, wie soll ich sagen, auf Automatisierung, auf Standardisierung ausgelegt, also von Natur aus. Unser Gehirn braucht ja sehr viel Energie und Energie war früher etwas, was schwer zu bekommen ist. Das sieht jetzt heute im Supermarkt ein bisschen anders aus, aber das haben ja unsere Evolutionsketten noch nicht so schnell umgesetzt bekommen und verändern können. Aber nichtsdestotrotz halten wir daran an diese automatisierten Prozesse, weil sie energiesparend sind und darum gibt es auch eben häufig Widerstand. Und nichtsdestotrotz ist es umso wichtiger, dass sich eben akzeptiere das Veränderung genau dazu jeden Tag sehen wir ein bisschen anders aus oder wachsen mit den Fingernägeln. Auch das ist ganz natürlich Veränderung des Lebens. Warum ich das auch so erstaunlich häufig finde, dass viele das negativ betrachten. Denn wann verändern wir uns eigentlich nicht mehr oder zumindest kriegen wir das nicht mehr so mit, wenn wir tot sind. Und ja, insofern ist Veränderung was ganz Tolles und da vielleicht den Blick positiv drauf zu wenden und zu sehen, das gehört einfach dazu zum Leben, aber auch zur Arbeit und zu den Herausforderungen, die uns ja fast schon täglich inzwischen gestellt werden. Darum finde ich es total wichtig, der Menschen auch mehr darin zu stärken und einzuordnen, dass eben auch bestimmte Reaktionen einfach normal und menschlich sind, da auch Angst zu nehmen und eher Freude daran zu verbreiten und zu sagen, hey, ja, lass uns doch mal gucken, was wollen wir denn? Und dann, was kann denn eine positive Veränderung sein und wo kann ich auch selber wirksam werden? Also das finde ich immer auch einen ganz wichtigen Aspekt. Dieses ja selbst Wirksame selbst ins Handeln kommen und eben nicht irgendwie nur was von oben aufgeschrieben zu kommen.

Wolfgang Patz: Ich habe da mal so einen schlauen Spruch von meinem Geschäftspartner gehört, den fand ich irgendwie ganz gut. Wenn sich dein Leben so in geregelten Bahnen bewegt, dann bewegt man sich selbst zu langsam. Also wenn du dann irgendwie so, wenn wir zum Beispiel als Unternehmer sehen. Wenn alles läuft und alles läuft gut und man ist zufrieden mit allem, dann ist man oft in so einer Komfortzone und man hat gar nicht mehr die Notwendigkeit, sich zu verändern, sondern man ist nur in seiner eigenen kleinen Komfort-Bubble und gerade dann sollte man noch mehr tun und schauen, was da noch mehr gibt und sich mal weiterentwickeln, also auch verändern. Das finde ich irgendwie ganz passend.

Kerstin Meißler: Ja, das finde ich auch ein ganz schönes Bild. Viele sagen ja auch, man muss noch raus aus der Komfortzone und das ist ja erstmal vielleicht auch ein abschreckendes Bild dann, ja aber Komfort ist doch was Gutes. Also komfortabel ist auch ein Ziel, was man hat vielleicht. Ich sage aber immer, Convenience ist King. Also bei allem, was wir so tun, wenn das eben komfortabel ist, dann ist auch die Veränderungschance zum Beispiel größer. Ich meine, so was, wer hat vielleicht schon mal versucht, ich Gott sei Dank nie angefangen, Rauchen aufzuhören oder mal sportlicher zu sein oder Gewicht zu verlieren oder auch Muskelmasse zuzulegen oder so, jetzt mal an diesen körperlichen Bereichen zu bleiben. Und obwohl das ja sogar was ist, wo man selbst sich dafür entscheidet und man irgendwie motiviert ist oder so, da kommen dann wieder diese biologischen Beharrungskräfte, die es einem ganz schwer machen. Also darum ist es eben ein ganz, finde ich, spannendes Feld auch. Denn Veränderung ist einerseits komplett normal und natürlich und gleichzeitig fällt sie uns eben schwer. Ja.

Wolfgang Patz: Also ich hatte das Gefühl so ein bisschen in den bisherigen Ausführungen, dass du irgendwie stark in Geschichte und auch bisschen Biologie bist, dass du die Verknüpfung hergestellt. Deshalb möchte ich auch mal ein bisschen in die Geschichte dieses Podcasts zurückgehen. Und zwar in der ersten Folge, da hatte ich ja mit Nicole Kaul gesprochen und die hatte da so Namen gedroppt wie Monsters of Government oder New-Network-NRW. Was hat es damit auf sich?

Kerstin Meißler: Ja, genau. Und die Toll ist auch eine ganz liebe Kollegin, ganz toll, die ganz viel auch verändert. Und die Monsters of Government beziehungsweise auch das New Network NRW, das sind ja, wenn man so wie Graswurtzel -Initiativen, also das New Network NRW habe ich tatsächlich initiiert und zwar aus dem Beweggrund, das ich erst mal gesehen habe in ganz vielen anderen Ländern und auch beim Bund gibt es viele Initiativen, die von sich aus oder von innen heraus etwas verändern möchten. Es gibt zum Beispiel auch so was, das heißt Work for Germany. Da werden Fellows aus der freien Wirtschaft für ein halbes Jahr gematcht mit Partnern aus Bundesbehörden, Bundesministerien. Und das sind Menschen, die dann in Organisationsentwicklung, in agilem Arbeiten und Ähnlichem befähigt sind, da Erfahrung haben, eben selbst freiberuflich oder eben aus anderen privatwirtschaftlichen Kontexten. Und da habe ich immer gedacht, Mensch, eigentlich eine coole Sache. Aber wir haben noch auch total viele Leute, die so was intern können. Also, die noch den Vorteil haben, dass sie sowieso schon da sind, dass sie die Sprache der Verwaltung kennen und so sehr. Also ich bin super, auch dass es Berater gibt oder eben diese Menschen, die bringen schon nochmal andere Blickwinkel rein. Aber jetzt auch und anbetreffend von angespannten Haushaltslagen etc. Ich denke, jedes Mal, es gibt eben so viele Leute wie die Nicole, die Julia Bönte, die war ja auch bei dir, die hat auch da den Jona Bialowons und dieses GovLab in Arnsberg erwähnt. Wir haben bei ITNRW die Projektwerkstatt, die ganz viel machen. Also es gibt einfach ganz viel im Land. Wir sind das größte, also im Moment die Bevölkerungsanzahl größtes Bundesland und ich finde uns relativ zurückhaltend in der öffentlichen Wahrnehmung, zumindest so in meiner Bubble. Und das erstaunt mich, denn das sollte anders sein. Und ich glaube, es liegt unter anderem daran, dass wir eben auch sehr zersplittert sind. Kommunale Ebene ist auch nochmal ganz speziell. Da gibt es übrigens auch sehr, sehr viel. Das Rudi-Netzwerk, was mit dem NEX-Netzwerk fusioniert hat und also super viel in Bewegung. Und ich dachte irgendwie kann es nicht sein, dass wir als NRW, als Land da uns nicht mitbewegen. Und so habe ich ganz viele Menschen angesprochen, die ich kannte, wo ich gedacht habe, wir könnten so auf einer Wellenlänge liegen, was so die Transformation anbelangt. Und ja, und so bauen wir das New-Network-NRW auf und die die Idee ist eben auch, unsere interne Kompetenz zu nutzen und einzusetzen, dann nicht im eigenen Haus, denn der Profil im eigenen Haus ist häufig nicht so viel wert, sondern dann eben mit diesen Kompetenzen andere Bereiche zu unterstützen.

Wolfgang Patz: Aber es hört sich ja schon an, als wenn du irgendwie eine starke Netzwerkerin bist. Denn was du da so irgendwie bewegst, finde ich auf jeden Fall ziemlich bemerkenswert. Und das hätte ich so von außen gar nicht so richtig eingeschätzt, dass in der Verwaltung, dass man dann doch so kommunikativ gegenüber anderen Organisationen ist, zum Beispiel oder anderen Einrichtungen. Die Frage, wie wichtig findest du denn das?

Kerstin Meißler: Ja, also ich finde es mega wichtig. Ich halte das auch für eine Kernkompetenz oder eine Zukunftskompetenz. Dass eben dieses über den eigenen Tellerrand hinaus schauen wirklich eine Grundlage ist. Wie oft haben wir erlebt, dass Menschen gesagt haben, auch in unserer Gruppe, ja, hier auch ein Beispiel aus nicht nur aus Herne, aber aus dem Land, wo es in die Pandemie ging und man überlegt hat, was kann ich jetzt für Online-Lernmodule entwickeln. Da haben sich halt Sichtbehörden auf den Weg gemacht, haben alle Vergabeleute, haben, ach ja, also ganz viele Menschen und Ressourcen dafür eingesetzt, am Ende möglichst bei dem gleichen Tool auch noch zu landen. Aber keiner weiß das untereinander. Und allein eben das, das ist eben dieser, dieser ja inzwischen schon doch das ist eine viel zitierte Sprache. Man muss das nicht immer neu erfinden. Das stimmt einfach. Es wird trotzdem an so vielen Stellen getan. Ich glaube, wir würden einfach ganz viel Geld sparen. Wir würden auch Zeit sparen und in Zeiten von Fachkräftemangel. Wenn es darum geht, zu sagen, wir schaffen unsere Aufgaben gar nicht mehr so richtig, da geht es letztendlich auch die Zuverlässigkeit und die Sicherheit des Staates. Oder in unserem Fall der Landesleistung. Es ist eigentlich töricht da nicht zu gucken, was haben wir denn schon und mit wem können wir uns denn zusammentun und sollen wir nicht vielleicht auch eine höhere Vergabemacht bekommen, wenn wir da eben gegen Microsoft zum Beispiel oder mit Microsoft in Verhandlung treten und dann ist das nicht eine Behörde, sondern dann sind das, weiß ich nicht, 50 Behörden aus dem Land. Also da kommen ja ganz andere Marktmächte zustande und wie gesagt, das ist ein ganz großer Ressourcen -Einsparfaktor und ich glaube, zusätzlich habe ich auch noch eben diese Synergien nicht nur wirtschaftlich, sondern dadurch, dass dann auch die Menschen miteinander arbeiten. Die Kolleginnen und Kollegen bekomme ich eben viel schneller auch Informationen und auch für zukünftige Projekte dann die Gelegenheit zu sagen, Mensch, das hat doch super geklappt, als wir, was weiß ich, bei uns eingeführt haben. Ich rufe doch dich nochmal an und frage nochmal nach. Und ja, darum, ich bin davon überzeugt, dass wir das, was wir brauchen, schon haben, dass wir es nur mal erfragen müssen, mal in den Arbeitsbereich reingucken müssen und dann mit den Leuten sprechen und ihnen die Möglichkeit geben, damit sind wir wieder bei den Rahmenbedingungen, das auch zu tun, die zum Beispiel dann nochmal freizustellen, dann gehen wir drei Monate in das Ministerium XY und unterstütz sie dabei. Wolfgang Patz Ja, das fand ich ein schöner Satz, das, was wir brauchen, das haben wir schon. Wir müssen uns halt nur ein bisschen freischaufeln.

Kerstin Meißler: Ja.

Wolfgang Patz: Okay, dann lass uns mal kurz durchatmen. Ich habe jetzt ein kleines Fragespiel wieder mitgebracht. Ich droppe ein Wort und du beantwortest es, im besten Fall mit einem Satz. Ja, versuchst du. Okay, was für ein erstes Wort glaubst du wird jetzt kommen?

Kerstin Meißler: Veränderung.

Wolfgang Patz: Agilität.

Kerstin Meißler: Ja, Agilität ist so ein Containerbegriff. Ach so, ich soll nur einen Satz sagen. Ein Containerbegriff, Punkt.

Wolfgang Patz: Kommunikation.

Kerstin Meißler: Die Grundlage von allem.

Wolfgang Patz: Lernbereitschaft.

Kerstin Meißler: Ja, braucht es.

Wolfgang Patz: Empowerment.

Kerstin Meißler: Braucht es, besonders von Mitarbeitenden.

Wolfgang Patz: ja. Okay. Welche Projekte stehen wir dir als Nächstes so an? Es hört sich ja so an, als wenn du eh schon viel beschäftigt bist, aber was siehst du aus deinem Zauberhut hier?

Kerstin Meißler: Das größte Projekt wird wahrscheinlich sein, das Netzwerk wirklich in das zu bekommen, was es verdient, nämlich dass es die Aufmerksamkeit und den Nutzen bekommt, auch auf, sagen wir mal, höheren Entscheidungsebenen. Das ist im Moment so ein das ist zwar jetzt nicht mein Hauptberuf, aber das ist zumindest so ein Nebenprojekt, was ich als sehr, sehr wichtig empfinde und was eben auch stark auf den Hauptberuf und auch fürs Land wirken kann.

Wolfgang Patz: Ja, also ich fand die Folge bisher mega spannend und ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Zuhörer hier schon eine Menge mitgenommen haben. Aber damit wir jetzt, damit wir den auch noch so zum Abschluss, die kleine Kirsche auf die Sahnetorte packen, welche Fähigkeiten sind deiner Meinung nach besonders wichtig Veränderungen umzusetzen so im Alltag?

Kerstin Meißler: Flexibilität, Lernbereitschaft, offen bleiben, sich Perspektivwechsel einnehmen zu können und sich von seinen eigenen Meinungen lösen zu können. Also sich wirklich aus festgefahrenen Mustern zu befreien, was im Übrigen sehr herausfordernd ist.

Wolfgang Patz: Hast du da vielleicht so eine praktische Übung, wenn jetzt jemand, keine Ahnung, jetzt hört der Herbert zu? Er sitzt da gerade an seinem Computer und denkt sich jetzt, die fordern mich jetzt gerade heraus, ich soll jetzt aktiv mal eine Übung machen. Hast du da was in deinem Werkzeugkoffer?

Kerstin Meißler: Ich mache immer eine ganz kleine Übung schon, das ist so die Arme mal ganz normal zu verschränken, so wie man es so intuitiv macht, und dann jetzt mal anders herum zu verschenken, bewusst dann. Ich kann jetzt die Zuhörer:innen nicht sehen, aber man wurschtelt schon ein bisschen. Wie fühlt sich es an für dich?

Wolfgang Patz: Es fühlt sich anders an. Ja, noch nicht so sicher. Also ich hab meine Arme noch nicht so gut im Griff, aber ich glaube, wenn ich das öfters mache, dann wird's schon.

Kerstin Meißler: Genau. Und so ist es auch mit Veränderungen. Es fühlt sich vielleicht erstmal komisch an. Man muss am Anfang auch ein bisschen mehr überlegen. Das ist jetzt nur wirklich eine kleine Kleinigkeit. Aber dann dranbleiben und es immer wieder versuchen. Da irgendwann stellt sich eben da, das ist ja das Tolle an unserer Hirnplastizität, die gibt's ja auch noch mit 90. Darum mag ich die ganze Gen Y, Gen Z, what ever. Generationen Diskussion überhaupt nicht, denn wir sind alle in der Lage uns zu verändern, egal ob wir ein Baby sind oder in Rente. Darum einfach sich darauf einstellen und mit der Haltung reingehen, dann klappt es auch.

Wolfgang Patz: Okay, Kerstin, vielen lieben Dank. Das war ein toller Podcast. Es war kurz und knackig, sehr informativ. Ich habe eine Menge mitgenommen und bevor wir jetzt aber komplett mit dem Podcast am Ende angelangt sind, hast du auch mal die Möglichkeit, ein paar Sätze zu sagen. Was wäre quasi, wenn du jetzt weißt, jede einzelne Verwaltung, jede einzelne Verwaltungsmitarbeiter auf dieser Welt bekommt jetzt deine Message übersetzt, was würdest du denen sagen?

Kerstin Meißler: Dann würde ich denen sagen, glaubt an euch, helft dabei, die Strukturen zu verändern. Und wenn Führungspersonen zuhören, fragt eure Leute, da ist ganz viel Wissen da, wie ich schon gesagt habe. Und auf politischer Ebene lasst es zu, dass die Leute sich vernetzen und keiner muss Angst vor Transparenz haben. Wolfgang Patz (24:18.) Ein herzliches Dankeschön an Kerstin Meisler für ihre tiefgehenden Einblicke in das Veränderungsmanagement bei ITNRW. Heute haben wir nicht nur von den Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung gehört, sondern auch verstanden, wie entscheidend Flexibilität und Netzwerkarbeit für moderne Verwaltungsstrukturen sind. Bleibt dran für weitere spannende Diskussionen, denn Veränderung ist der einzige Weg vorwärts. Ciao!

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