Create Experiences, not Lessons!
Shownotes
Heute zu Gast: Dr. Sirkka Freigang. In der heutigen Folge spreche ich mit Dr. Sirkka Freigang, einer Expertin für Smart Learning. Gemeinsam tauchen wir ein in die Welt des Smart Learning und des Metaverse. Erfahrt, wie Sirkka zur Spezialistin für Smart Learning Environments wurde und was das Metaverse – eine dreidimensionale, computergenerierte Parallelwelt – für das Lernen der Zukunft bedeutet. Wir sprechen über die Potenziale und Herausforderungen dieser Technologie, von der Technologieabhängigkeit bis hin zur Gefahr monopolistischer Strukturen. Sirkka beleuchtet, wie immersive Technologien Lernerfahrungen revolutionieren können und welche Trends wie künstliche Intelligenz, Green Tech und Peer Learning dabei eine Rolle spielen. Besonders betont sie, dass Lernen mehr sein sollte als nur passives Konsumieren – aktive Auseinandersetzung und Anwendung sind entscheidend. Datenschutz und Sicherheit sind ebenfalls wichtige Themen, die in der Diskussion nicht zu kurz kommen. Sirkka ermutigt schließlich dazu, der eigenen Leidenschaft zu folgen und sich aktiv mit dem Thema Lernen und Bildung auseinanderzusetzen.
Takeaways:
Das Metaverse ist eine computergenerierte Parallelwelt im Internet, die dreidimensional ist und entweder der digitale Zwilling der realen Welt oder eine Fantasiewelt sein kann.
Das Metaverse bietet Potenziale für das Lernen, da es Lernerfahrungen durch immersive Technologien ermöglicht.
Es gibt Herausforderungen wie Technologieabhängigkeit und monopolartige Strukturen im Metaverse.
Trends wie künstliche Intelligenz und Interaktivität treiben die digitale Lernwelt voran. Green Tech kann helfen, den Energieverbrauch von Technologien zu reduzieren und Ressourcen einzusparen.
Co-Creation und Peer Learning ermöglichen gemeinschaftliches Lernen und fördern den Austausch von Wissen und Erfahrungen.
Immersive Technologien wie das Metaverse können das Lernen erlebnisreicher gestalten und eine positive Lernerfahrung ermöglichen.
Bei der Umsetzung von innovativen Lernkonzepten in der öffentlichen Verwaltung müssen Datenschutz und Sicherheit berücksichtigt werden.
Es ist wichtig, Lernen als aktiven Prozess zu verstehen, der auf Verstehen, Austausch und Problemlösung basiert.
Es wird empfohlen, der eigenen Leidenschaft zu folgen und sich aktiv mit dem Thema Lernen und Bildung auseinanderzusetzen.
Links:
FAH: https://fah.nrw.de/
Moderation & Produktion Wolfgang Patz: https://nextgen-podcast.de/
Keywords
Smart Learning, Metaverse, Technologieabhängigkeit, Lernerfahrungen, künstliche Intelligenz, Interaktivität, Green Tech, Co-Creation, Peer Learning, immersive Technologien, Lernen, Bildung, öffentliche Verwaltung, Datenschutz, Sicherheit
Transkript anzeigen
Wolfgang Patz: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Flurfunk aus Herne, der Verwaltungstalk. Deinem Podcast, wenn es topaktuelle Themen und Learnings aus der Verwaltung geht. Mein Name ist Wolfgang Patz, ich bin Podcastcoach und Moderator und im Auftrag der Fortbildungsakademie des Ministeriums des Innern NRW spreche ich jeden ersten Mittwoch im Monat mit spannenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft und dem öffentlichen Sektor. In dieser spannenden Folge tauchen wir mit Dr. Sirkka Freigang, einer führenden Expertin für Smart Learning, tief in die Welt des Metaverse ein. Sirkka wird uns ihre berufliche Reise näherbringen und erklären, wie das Metaverse als digitale Parallelwelt das Lernen transformieren kann. Bereitet euch auf eine fesselnde Erkundung vor, die die Grenzen des traditionellen Lernens sprengt und uns zeigt, wie immersive Technologien und aktuelle Trends das Bildungswesen revolutionieren. Heute zu Gast Dr. Sirkka Freigang. Und Dr. Sirkka Freigang ist Expertin für Smart Learning. Schön, dass du da bist Sirkka.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, danke für die Einladung, lieber Wolfgang. Freue mich auch, dass ich heute in eurem Flurfunk dabei sein darf.
Wolfgang Patz: Ja, wir haben ja schon mitbekommen, dass wir quasi gar nicht so weit, eigentlich schon weit voneinander entfernt sind, aber wenigstens in einer Stadt in Berlin. Ich irgendwo, ich weiß gar nicht, wo ist jetzt, geografisch wahrscheinlich eher so Südost oder so und du ganz im Süden, auf jeden Fall im Osten bei mir.
Dr. Sirkka Freigang: Genau.
Wolfgang Patz: Und du ganz im Süden.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, du bist wahrscheinlich in Friedrichshain, würde ich sagen. Da Storkower Straße so, ne?
Wolfgang Patz: Ja genau, richtig. Und was im Stadtteil bist du dann?
Dr. Sirkka Freigang: Ich bin in Mariendorf. Das ist Alt Mariendorf und da wohne ich jetzt seit zwei Jahren und davor habe ich zwölf Jahre auf der Sonnenallee gewohnt. Direkt am Hermannplatz, mehr oder weniger. Und ich sage immer so schön: Ich habe Autos gegen Eichhörnchen getauscht.
Wolfgang Patz: Ja. Für alle, nicht wissen, wie es da so aussieht. Die Sonnenallee bedeutet nicht, dass es da schön sonnig ist und die Natur pur ist, sondern eher das Gegenteil.
Dr. Sirkka Freigang: Genau, da ist es ziemlich laut, vor allem an der Ecke, wo wir gewohnt haben. Also es war insofern schon grün. Es war auch eine tolle Ecke. Wir haben nicht weit weg vom Maybachufer gewohnt und vom Dreiländereck. Da konnte man wirklich traumhaft schön spazieren gehen. Aber alles andere als alleine. Also man wird förmlich umgerannt, wenn ich mein Haus verlassen habe. Da sind so viele Menschen unterwegs und so viele Fahrradfahrer und so viele, ich weiß nicht, also das ist einfach unglaublich. So viele Autos, so viel Traffic und so viel Lärm und so viele Busse und kann mich noch dran erinnern, als ich die Zeit mit dem Kinderwagen unterwegs war. Ich bin nicht über den Bordstein gekommen. Also ich musste die Straßenseite wechseln, um überhaupt irgendwie vorwärtszukommen, weil so viel los war.
Wolfgang Patz: Na gut, aber Mariendorf ist halt wirklich, da sagt sich Hund und Katze gute Nacht, ne?
Dr. Sirkka Freigang: Ja, so ungefähr kann man das beschreiben, ja. Das ist schon auf jeden Fall eine krasse Veränderung. Und was ich vermisse, ist definitiv so das kulinarische Leben. Das gibt es hier leider nicht.
Wolfgang Patz: Ja, ich weiß, da hinten, Alten Mariendorf, da gibt es ja so einen Kentucky Fried Chicken, ne?
Dr. Sirkka Freigang: Super. Klasse.
Wolfgang Patz: Und den einen oder anderen Dönerladen habe ich auch schon gesehen, aber vielleicht noch ein deutsches Restaurant, aber mehr kenne ich da auch nicht.
Dr. Sirkka Freigang: Nee, da gibt es leider nicht ganz so viele Sachen. Ein paar kleine Feinheiten haben wir entdeckt, aber das ist natürlich kein Vergleich zu Neukölln, das muss man schon sagen.
Wolfgang Patz: Aber vielleicht können wir ja mal kurz mit starten, dass du mir mal kurz einen kleinen Überblick gibst, wer du eigentlich bist, was du machst. Wir wollen heute über das Thema Smart Learning sprechen. Und da kommt zum Beispiel auch das Thema Metaverse vor. Mich würde auch interessieren, wie kommt denn Frau Dr. Sirkka Freigang zum Thema Metaverse? Vielleicht kannst du das ja mal gleich mit abfrühstücken.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, total gern. Vielleicht fange ich mal so bisschen bei den Roots an, also bei den Wurzeln. Ich bin promovierte Erziehungswissenschaftlerin. Habe also ganz klassisch Erziehungswissenschaften an der freien Universität hier in Berlin, also in Dahlem-Dorf studiert, wohne und lebe seit dem Jahr 1999 in Berlin, bin quasi zum Studieren hierhergekommen. Ja und was mich eigentlich schon immer interessiert hat, war Lernen mit neuen Technologien. Damals im Studium fing das ganze Thema E-Learning an. Damals ging es noch um Hyperlinks. Also E -Learning war Lernen mit Hyperlinks. Das muss man sich mal vorstellen, so lang ist das schon her. Ja genau und dann habe ich nach dem Studium erst mal einige Jahre in der Bildungstrend- und Zukunftsforschung gearbeitet, habe das Thema der Technologien aber nie so wirklich aus dem Auge verloren. Ich habe auch unterschiedliche Kurse gemacht an der HTW damals, das muss schon vor 20 Jahren gewesen sein. Nebenberuflich habe ich bei der Anja C. Wagner die ersten Web 2.0 Kurse belegt und ich bin einfach über meine Neugierde immer mehr in diese Technologieschiene gerutscht. Habe dann wie gesagt Bildungstrend- und Zukunftsforschung gemacht und da hatte ich dann mit Technologiekonstrukten wie dem Internet der Dinge zu tun. Wir haben damals eine Studie gemacht im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wo es um die Ermittlung von Trendqualifikation im Bereich Internet der Dinge mit Schwerpunkt auf Smart House ging. Heute würde man das mit Future Skills umschreiben. Vor 15 Jahren hieß es noch Trendqualifikation. Also ich habe mich eigentlich sukzessive immer mehr mit dem Thema Technologien beschäftigt, eher so in meiner Freizeit aus Interesse. Genau, und so kam das, dass ich das dann Schritt für Schritt auch immer mehr beruflich gemacht habe. Ich fand das Thema Internet der Dinge dann so spannend, dass ich mir überlegt habe: Wie wäre es denn, darüber zu promovieren? Ich hatte immer Lust zum Promovieren. Ich war immer schon jemand, der total viel und gern gelesen hat und jemand, der sich total tiefgründig mit theoretischen Konstrukten beschäftigt. Also das mache ich wirklich liebend gerne. Und ich habe nicht deswegen promoviert, um den Doktortitel zu bekommen, was natürlich ganz nett ist. Aber ich habe das wirklich deswegen gemacht, um noch tiefer mich mit wissenschaftlicher Literatur beschäftigen zu können. Weil was mich im Bereich der Bildungstrend- und Zukunftsforschung oder in dem Job immer so ein bisschen gestört hat, war auch, dass mir die Forschung nicht hochwertig genug war, um es mal so auszudrücken. Und was mich auch gestört hat war, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung nur untersucht hat, wie diese Technologien Wirtschaftsbereiche verändern, aber nicht wie diese Technologien die Bildung verändern. Und das hat mich dermaßen aufgeregt – bin ich ganz ehrlich – dass ich gesagt habe: Okay, ich kündige den Job jetzt und mache die Forschung selbst. Und dann habe ich das Glück gehabt, dass ich ein Stipendium akquirieren konnte. Also ich habe im Rahmen der Forschungstätigkeit sehr viele Drittmittel akquiriert, sehr erfolgreich übrigens, weil ich immer irgendwelche Innovationen reingebracht habe. Das fällt mir irgendwie leicht. Ich bin halt jemand, der kreativ denkt und ganz viel innovative Methoden und Tools irgendwie in die Projekte reingebracht hat. Dieses Talent habe ich genutzt, um eigene Mittel für meine Forschungsarbeit oder für die Dissertation zu bekommen. Und das ist mir gelungen. Ich habe dann quasi extern promoviert an der TU Dresden am Fachbereich von Professor Thomas Köhler. Und der hat auch das Thema angenommen und untersucht habe ich quasi, wie das Internet der Dinge, das Lernen verändert. Und so bin ich zur Expertin für Smart Learning Environments geworden.
Wolfgang Patz: Und das war dann vor 20 Jahren?
Dr. Sirkka Freigang: Das ist sehr gut, dass du das fragst, weil das wollte ich gerade noch hinterher schieben. Das war nicht vor 20 Jahren, weil, ich habe quasi nebenberuflich promoviert. Also ich war dann erst einige Jahre in der Forschung tätig. Dann habe ich versucht ein Stipendium zu bekommen, was nicht sofort geglückt ist. Das bedeutet, ich habe dann erst mal eine Zeit lang für Volkswagen gearbeitet in Wolfsburg und habe dann viele, viele Jahre bei Bosch gearbeitet, weil mir ist es auch sehr, sehr wichtig, nicht nur zu forschen und theoretische Konstrukte zu dokumentieren und zu durchdringen, sondern vor allem diese Erkenntnisse in der Praxis anzuwenden. Das ist mir extrem wichtig. Von daher habe ich nebenberuflich promoviert.
Wolfgang Patz: Und was ist jetzt gerade dein tägliches Brot? Ich habe vorhin kurz gesprochen, du bist viel auch auf Bühnen unterwegs. Also du berichtest quasi viel über das smarte Lernen wahrscheinlich. Aber was ist sonst die andere Hälfte des Lebens?
Dr. Sirkka Freigang: Ja, ich war ja dann wirklich sehr, sehr viele Jahre bei Bosch. Bestimmt fünf oder so. Ich habe die Möglichkeit bekommen, als ich dann die Dissertation abgeschlossen habe, das war 2018, da habe ich dann bei Bosch angefangen als Head of Smart Learning. Also da konnte ich dann wirklich die Ergebnisse aus der Dissertation nutzen und einen Beratungsbereich bei Bosch aufbauen. Das war wirklich toll. Das habe ich sehr viele Jahre gemacht und in dieser Zeit habe ich mich von dem Internet der Dinge losgelöst und bin immer mehr mit anderen Technologien in Kontakt gekommen. Und da habe ich ganz viel mit XR-Technologien experimentiert. Also Extended Reality, also alles von Augmented über Mixed bis Virtual Reality. Da habe ich viele Dinge ausprobiert. Und in dem Zusammenhang habe ich auch mit sehr vielen Start-ups zusammengearbeitet, weil die für mich diesen coolen Scheiß gebaut haben, um ehrlich zu sein, den ich mir so ausgedacht habe beziehungsweise ich habe das in Kooperation mit den Start-ups gemacht und in der Zeit habe ich auch die Room AG kennengelernt. Die Room AG ist ein Start-up im XR-Umfeld, das bedeutet, die haben eine B2B Metaverse-Plattform, die sie quasi im B2B-Bereich vertreiben und die haben mich dann quasi abgeworben und das muss 2020 oder 2021 gewesen sein und seitdem bin ich als Global Head of Smart Learning in der Room AG tätig. Verantworte da das Business Development im Kontext Smart Learning und leite quasi das Produktportfolio in dem Kontext. Ich nutze quasi die Technologien, die die haben und optimiere die Lösungen auf den Lernkontext. Mein Ziel ist es – und das habe ich auch erreicht – ein skalierbares Smart Learning Portfolio im Metaverse zu entwickeln, zusammen mit meinem Team und vielen anderen tollen Kollegen und Kolleginnen. Das mache ich aber quasi in Teilzeit, weil nebenberuflich bin ich selbstständig und arbeite als Keynote-Speakerin, Beraterin, habe unterschiedliche Projekte. Vor kurzem habe ich ein Buch geschrieben, das Anfang diesen Jahres veröffentlicht worden ist. Das mache ich aber quasi die Selbstständigkeit auch schon seit ich bei Bosch bin, also bestimmt seit 2020 oder so.
Wolfgang Patz: Und wie würdest du das Metaverse definieren? Wenn sich jetzt einer fragt, wovon redet Sirkka hier schon seit zehn Minuten?
Dr. Sirkka Freigang: Das Metaverse würde ich beschreiben als eine computergenerierte Parallelwelt im Internet, die dreidimensional ist. Also letztendlich kann man sich das so vorstellen wie Google Earth. Also Google hat ja von unserer Welt ganz viele Fotos gemacht und wenn unsere Welt jetzt in einem dreidimensionalen Raum dupliziert wird, dann könnte man das quasi als Metaverse bezeichnen und diese virtuelle Welt kann entweder der digitale Zwilling sein von allem, was wir kennen, von Maschinen, Fabrikanlagen, Häusern oder es kann halt eine Fantasiewelt sein. Und die Grundidee vom Metaverse ist, dass sich diese virtuelle Welt über die reale Welt drüberlegt und ich diese virtuelle Welt entweder über eine Brille eingeblendet bekomme oder über digitale Endgeräte abrufen kann, also über ein Smartphone, über ein Tablet. Aber ich kann diese 3D-Welten natürlich auch über den Browser betreten. Also das Spannende beim Metaverse ist, ich kann in das Internet quasi hineinlaufen als 3D-Welt mit einer VR-Brille oder auch ohne. Und ich kann eigentlich auch Objekte aus diesem Internet rausnehmen, weil diese Objekte oder diese Welt gibt es ja schon virtuell und die kann ich quasi über Augmented Reality in mein echtes reales Umfeld wiederum einblenden. Also es geht blurring worlds, also diese Welten verschwimmen quasi. Es sind vermischte Welten. Man kann jetzt nicht mehr von digitaler oder analoger oder virtueller Welt sprechen, sondern das sind gemischte Welten. Die sind beides. Also dann spreche ich immer von hybriden Lern- und Arbeitswelten.
Wolfgang Patz: Kannst vielleicht ganz kurz aus deiner Nicht-VR-Brille, die du jetzt aufhast, sagen, vielleicht so ein, zwei Vorteile davon sind aber auch ein, zwei Nachteile beziehungsweise, ja, mir kommen sofort so, keine Ahnung, so ein paar Ängste damit oder Besorgnisse in den Sinnen so, man kriegt sein – auf Deutsch gesagt – seinen Arsch gar nicht mehr raus und bleibt nur noch quasi vom Computer in der digitalen Welt und verlässt es überhaupt nicht mehr.
Dr. Sirkka Freigang: Das ist auch ein reales Risiko. Das ist schön, dass du es ansprichst. Ich habe jetzt erst vor zwei Tagen, glaube ich, einen Vortrag zu dem Thema gehalten: Potenziale, Merkmale und Herausforderungen des Metaverse. Ja, das gibt natürlich immer zwei Seiten der Medaille. Also die Herausforderung ist definitiv, dass es eine Technologieabhängigkeit geben kann. Das geht es in viele unterschiedliche Richtungen. Also ich meine, wir sind ja jetzt auch schon von unserem Smartphone abhängig, by the way. Ich sag nur das Thema Navigation etc. pp. Aber das hat natürlich vor allem auch so im Gaming Kontext nochmal ganz andere Dimensionen. Vor allem wenn du ins Ausland schaust, da haben ja wirklich Menschen vergessen zu essen und zu trinken, weil sie die ganze Zeit rund die Uhr am Computer gesessen sind, in irgendwelchen digitalen Welten ihr Leben gelebt haben und wirklich dabei verstorben sind. Also das muss man sich echt mal geben. Also solche Fälle gibt es. Und ja, das ist auch eine Gefahr, weil man im virtuellen Leben alles sein kann. Also ich habe ja einen Avatar, der sieht ja natürlich viel besser aus als ich. Der ist viel dünner, der ist total attraktiv, der hat keine Falten mehr, der hat die schicksten Klamotten an und dieser Avatar, mit dem kann ich natürlich auch ein ganz anderer Mensch sein. Also das hat schon reale Gefahren in der Hinsicht, aber auch im Kontext monopolartiger Strukturen. Also die Frage ist ja mal, wer stellt so ein Metaverse zur Verfügung? Wer ist der Provider? Unter welchen Interessen wird so etwas zur Verfügung gestellt? Was kostet das? Werden nur Produkte platziert oder was ist eigentlich der Zweck? Wofür wird so Metaverse genutzt? Im Moment ist es ja wirklich so, dass ganz viel, sage ich mal, in Richtung Product Placement geht. Das ist natürlich logisch. Wirtschaftliche Interessen stehen meistens im Vordergrund, auch im Kontext neuer Technologien und das ist genau der Grund, warum ich dann komme und den Zeigefinger hebe und sage: Warum nutzen wir das nicht fürs Lernen? Weil fürs Lernen hat das unglaubliche Potenziale, weil ich das Lernen greifbar machen kann. Ich kann auch durch virtuelle Welten laufen. Ich habe eine ganz andere Experience und das ist ja ein Motto, das ich sehr oft und gerne nenne und zwar: Create Experiences, not Lessons. Ich kann Lernerfahrungen durch immersive Technologien sehr schnell und einfach erzeugen, gestalten und skalieren und das ist ein riesiger Vorteil. Vor allem wenn es darum geht mal eine Methodenvielfalt reinzubringen. Ich sage nur Stichwort Death by Powerpoint. Wir alle kennen das. Ellenlange Video-Lectures oder WBTs, klassische E -Learnings oder diese ganzen Plattformen, wo ganz viele Inhalte zur Verfügung stehen. Aber die Frage ist: Haben wir damit dann was gelernt? Das ist ja nur Wissensvermittlung oder Druckbetankung in Anführungsstrichen. Lernen tut man über Erfahrung und Erfahrung kann man im Metaverse sehr gut erzeugen.
Wolfgang Patz: Bevor wir jetzt weitermachen, ich habe gerade hier auf der Liste, haben wir noch unsere Warm-Up-Fragerunde. Wir sind ja schon ziemlich warm gerade. Wir haben uns schon warm geredet, aber wir schieben sie einfach trotzdem mal rein. Ich sag dir jetzt zwei Worte und du sagst einfach entweder oder. Bühne oder Experience Design?
Dr. Sirkka Freigang: Sowohl als auch.
Wolfgang Patz: Musical oder Rap-Konzert?
Dr. Sirkka Freigang: Sowohl als auch.
Wolfgang Patz: Vier-Sterne-Restaurant oder Streetfood?
Dr. Sirkka Freigang: Streetfood.
Wolfgang Patz: Tag- oder Nachtmensch?
Dr. Sirkka Freigang: Das ist eindeutig. Nachtmensch.
Wolfgang Patz: Okay, ich finde solche Menschen gruselig irgendwie.
Dr. Sirkka Freigang: Nachtmenschen?
Wolfgang Patz: Ja, ich bin nachts, also wenn man jetzt rein auf die Produktivität runter bricht, bin ich nachts nicht produktiv, sondern eher in so einer morgendlichen Eule.
Dr. Sirkka Freigang: Aber worum findest du das dann gruselig, wenn jemand anders ist als du?
Wolfgang Patz: Na, weil das anders ist als ich, das geht nicht. Ist einfach gruselig. Nachts soll man schlafen, dann soll man nicht hier arbeiten und sündigen.
Dr. Sirkka Freigang: Ist deine Meinung. Ich sehe das ganz anders. Ich kann ohne Probleme bis morgens um vier arbeiten.
Wolfgang Patz: Ja, okay, gut. Lassen wir das mal so. Also, welche Trends treiben dich dann gerade an so aus der digitalen Lernwelt?
Dr. Sirkka Freigang: Na, das sind natürlich KI, also künstliche Intelligenz. Alles, was mit XR zu tun hat, hatten wir eben schon drüber gesprochen. Das sind jetzt so die technologischen Trends. Da gibt es jetzt natürlich noch ein paar andere wie Interoperabilität oder Cloud Services oder Streaming oder Reduzierung von Daten. Green-Tech finde ich mega spannend, um ehrlich zu sein.
Wolfgang Patz: Was ist Green Tech?
Dr. Sirkka Freigang: Da geht es darum, auch zum Beispiel im Kontext Metaverse, wie man große Datenmengen reduziert und somit Server-Strukturen einsparen kann. Das ist eigentlich auch ein ganz wichtiges Thema im Kontext KI, weil ein Prompt oder eine Abfrage bei GPT, ich weiß nicht, wie viel Ressourcen sowas verbraucht. Und zwar, es sind sehr, sehr, sehr viele. Und bei Green Tech geht es wirklich darum zu überlegen, wie kann man die Technologie nutzen und weniger Ressourcen verbrauchen. Das ist eigentlich ein ganz wichtiges Thema. Das war bei Blockchain früher immer ganz, ganz gravierend auch Thema.
Wolfgang Patz: Ja, er hört sich wirklich nach einem sehr wichtigen Thema an.
Dr. Sirkka Freigang: Genau, das sind so die technischen Trends, aber da gibt es ja noch ganz viele andere Trends, vor allem auch soziale Trends. Im Moment finde ich das ja ganz spannend, dass es so in Richtung Co-Creation und Peer Learning geht, dass man weggeht von der Idee… Also ich meine früher wurde ja immer das selbstgesteuerte Lernen extrem proklamiert und ich finde es total toll, dass es jetzt so einen sehr starken Trend in Richtung Peer Learning geht oder Learning Circles, also alles was gemeinschaftlich gemacht wird. Und ich finde das insofern toll, weil wenn man jetzt zu zweit an einem Lernziel arbeitet oder sich weiterentwickeln oder weiterbilden möchte, das macht zu zweit immer mehr Spaß oder auch in einer kleinen Gruppe. Also Working Out Loud fing damit eigentlich so richtig groß an, dass man so zu viert oder zu fünft zusammengegangen ist. Da hat man dann festgestellt, dass ist immer schwierig mit Termine finden. Ich bin großer Freund vom Tandem-Lernen. Also, dass man einfach ganz neue soziale Konstrukte hat, wie man lernen kann. Und das kann man auch gut im Metaverse oder für digitales Lernen dann übertragen.
Wolfgang Patz: Ich habe es ein bisschen, also man verlernt das irgendwie, so dieses gemeinschaftliche Lernen. Also, wenn ich mich hinsetze, mir was durchlese, dann will ich es halt jetzt und in dem Moment machen. Und dann diesen extra Weg zu gehen, wieder schon mal in die Terminabstimmung. Aber natürlich, wenn du niemanden hast, wo man sich gegen nebenbei challengen kann und der eine weiß mehr als ich in dem Moment und dann befruchtet der mich, aber irgendwann ist es vielleicht andersrum. Also klar, ich sehe die Vorteile auf jeden Fall nur ich habe es ein bisschen verlernt.
Dr. Sirkka Freigang: Das ist schade. Ich muss ja auch ehrlicherweise dazu sagen, man lernt das ja auch nicht in der Schule oder der Universität. Und das ist ja das ganz große Problem an unserem Bildungssystem, dass wir lernen nie wirklich gelernt haben. Eigentlich haben wir ja nur gelernt, passiv da zu sitzen, passiv zu konsumieren und Fakten, die man auswendig gelernt hat, zu replizieren. Also Lernen ist für mich eigentlich was komplett anderes. Lernen ist Verstehen, ist tiefgründiges Nachfragen, ist Austauschen und vor allem Anwenden und Probleme lösen. Und das kann man verdammt gut mit anderen zusammen. Deswegen habe ich mich damals bei Bosch selbstständig gemacht. Ich habe die Smart Learning Community gegründet, die Smart Learning Pirates. Und da war genau das schon das Ansinnen von mir, Leute, die aus ganz unterschiedlichen Kontexten kommen, an einem Thema arbeiten zu lassen. Und das hat so unfassbar gut funktioniert. Vor allem, wenn die aus einer anderen Branche gekommen sind. Wir hatten Rechtsanwälte oder wir hatten Leute, die Demokratie erlebbar machen wollten. Dann hatten wir eine Hundetrainerin. Dann hatten wir natürlich ganz klassische Berater, Beraterinnen. Dann hatten wir die typischen Personalentwickler, Entwicklerinnen. Also es war so vielfältig, die haben so viel voneinander gelernt und ich hör das immer wieder, das ist auch jetzt – ich war ja viel unterwegs – das Thema schlechthin. Mit anderen zusammen zu lernen, Learning Circles zu machen, das muss jetzt gar nicht mehr ein Working Out Loud Programm sein, sondern einfach nur in einem Unternehmen, dass sich unterschiedliche Leute zusammentun, die an ähnlichen Fragestellungen arbeiten oder vielleicht auch ganz unterschiedlichen. Und das ist einfach wirksamer. Und wenn man einfach so einen Tag blockt, ganz fest einmal im Monat, immer der Donnerstag um elf, wenn du den fest geblockt hast, dann ist es eigentlich auch mit der Terminabsprache gar nicht so schwierig. Und das Schöne ist, man verankert es, man hat eine Routine und irgendwann wird es Kultur. Und das ist ja genau das, wohin wir uns eigentlich alle entwickeln können zu einem kulturellen Change – in Anführungsstrichen – wo Lernen wieder einen Mehrwert bekommt.
Wolfgang Patz: Nun ist ja der Podcast von der Fortbildungsakademie des Landes NRW und vor der Pandemie war es ja ziemlich viel offline, mittlerweile ist bei der FAH ziemlich viel auch in Online-Seminaren rübergeschwappt. Und fällt dir so ein konkretes Beispiel ein, wie man vielleicht das Thema Metaverse oder Smart Learning für die FAH anwenden könnte?
Dr. Sirkka Freigang: Also da gibt es jetzt mehrere unterschiedliche Möglichkeiten. Ich bin ja ein großer Fan von den Merge-Cubes. Das ist ein Schaumstoffwürfel, über den man bestimmte Objekte augmentieren kann. Sowas könnte man natürlich auch im Kontext Kulturentwicklung oder auch für andere Themen nutzen. Man könnte ja sinnbildlich die FAH, also die Fortbildungsakademie nachbauen, man könnte so kleine Satelliten drum machen, so kleine Werte dran bauen, also mit Annotation und Text arbeiten und dann hat man ein kleines virtuelles Objekt, womit man quasi arbeiten kann und das ist so ein erster Magic Moment in Anführungsstrichen. Man kann aber natürlich auch entweder die Präsenz oder auch die E -Learnings oder Webinare, das kann man natürlich auch alles erweitern im Metaverse. Also es kommt immer drauf an, was das ursprüngliche Ziel ist, was das Lernziel ist. Und dann ist die Frage, ob man übers Metaverse oder immersive Technologien Mehrwerte generieren kann. Und das kann man dann, wenn man Probleme löst. Zum Beispiel, wenn man sich nur in Zoom trifft oder Teams, wird es halt irgendwann sehr langatmig oder anstrengend. Dann könnte es ein Vorteil sein, dass man punktuell eine Session im Metaverse macht. Man könnte aber auch ein Walk and Talk machen, also etwas komplett ohne Technologien. Also letztendlich finde ich, kommt es immer darauf an, dass man eine Learning Journey entwickelt, die insgesamt wirksam ist und eine didaktische Vielfalt ermöglicht. Also zu viel Zoom ist schwierig, also zu viel digital ist schwierig, zu viel Metaverse natürlich auch. Ich finde, es kommt wirklich auf die Mischung drauf an und was wichtig ist, gerade bei diesen immersiven Technologien, die kann man wirklich gut nutzen, eine positive Erfahrung zu ermöglichen. Und das ist sehr gut, wenn man Lerninhalte verankern möchte, weil dann koppelt man einen Lerninhalt an eine positive Erfahrung. Also ich habe jetzt mit dem Merge-Cube gesagt, das haben wir schon öfters gemacht auch für unterschiedliche Kunden. Also man hat quasi ein Sinnbild oder eine kleine Simulation von einer Fortbildungsakademie und versteckt da – in Anführungsstrichen – die Werte oder das, was die Fortbildungsakademie auszeichnet. Und das Schöne ist, dass man mit solchen 3D-Objekten, die kann man halt sehr einfach aufrufen. Man braucht auch gar keinen Merge-Cube, ehrlich zu sein. Theoretisch kannst du das über einen QR-Code machen und könntest dir dann so eine virtuelle Akademie auf dem Schreibtisch augmentieren und von allen Seiten angucken und dir die Werte oder wichtige Elemente von der Fortbildungsakademie anschauen.
Wolfgang Patz: Okay, und es scheint ja wirklich irgendwie, also das war jetzt ein Beispiel von 1000, hast du ja gesagt, also Möglichkeiten sind irgendwie, ja wirklich riesig. Aber wie nimmt man so ein Vorhaben, vor allem bei so einer Behörde, wie geht man das an und wie nimmt man die Mitarbeitenden mit, befähigt man die dazu, dann das irgendwie in die Realität, in die virtuelle Realität zu bringen?
Dr. Sirkka Freigang: Ja, das höre ich immer sehr oft. Also das ist die Frage, die eigentlich jeden umtreibt. Wie kann ich das jetzt wirklich strukturiert auch in die Praxis bringen? Das ist ja mit ein Grund, warum ich das Buch geschrieben habe. Das heißt Smart Learning Design – Methoden und Tools für den Einsatz innovativer Lernkonzepte in Unternehmen. Und das ist quasi die praxisorientierte Version von der Dissertation, weil eine Dissertation – 350 Seiten oder wie lange das ist – das liest sich kein Mensch durch. Das ist keine Experience in dem Sinn. Und deswegen habe ich das Buch geschrieben, da sind nämlich ganz viele Formate beschrieben: Tools und Technologien, wie ich aus einem etwas trögen, langweiligen Lernsetting eine aktive Lernerfahrung bauen kann. Hybride Vernissage ist auch eine schöne Möglichkeit, wie man aus einer passiven Wissensvermittlung eine aktive Lernerfahrung machen kann. Und in diesem Buch habe ich ganz viele Templates und Schritt für Schritt Anleitungen, wie man das machen kann. Parallel dazu biete ich aber jetzt auch in diesem Jahr Facilitator-Ausbildungen an. Das haben wir früher immer nur im Unternehmen gemacht, um wirklich intern in den Unternehmen oder den Behörden, den Institutionen interne Multiplikatoren, Multiplikatorinnen auszubilden und zu befähigen, diese Tools zu nutzen. Das bedeutet, das ist eine viertägige Ausbildung. Eigentlich ist es ein achtwöchiges Programm. Und da bekommt man dann einen Deep Dive in die Anwendung und Nutzung dieser ganzen Tools, wie zum Beispiel Merge Cube.
Wolfgang Patz: Also Antwort könnte sein: Buch dir einen Experten und lass dich mitnehmen in die Welt.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, vielleicht ein wichtiger Hinweis an der Stelle noch. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sich da kostenfrei kontinuierlich weiterzubilden in dem Kontext oder sich Dinge durchzulesen. Ich habe zu dem Buch, eine Community auf LinkedIn, die ist kostenfrei, wie gesagt. Da sind schon über 600 Leute drin, die Smart Learning toll finden, die sich weiterbilden wollen. Und 50 Prozent von allen meinen Vorlagen und Anleitungen stelle ich in der Community kostenfrei zur Verfügung über die Smart Learning Navigation Map.
Wolfgang Patz: Okay, den Link würde ich dann in die Show Notes packen, damit die jetzt hier gerade zuhören, einfach Zugang dazu haben. Cool. Wie sieht es dann aus mit dem Thema – vielleicht auch ein altbekanntes Thema – Datenschutz und Sicherheit? Vor allem in der Verwaltung sind Daten immer ein sensibles Thema.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, also dazu kann man Folgendes sagen: Kommt darauf an, welche Art von Technologie man nutzt. Merge ist ein Unternehmen, das sitzt in den USA. Das bedeutet, wenn man Daten hochladen würde oder 3D-Objekte, müsste man mit dem Unternehmen sprechen, ob die sowas vielleicht auch anders hosten könnten oder ob man das lokal hosten könnte. Letztendlich würde ich fast denken, dass man mit jedem Anbieter sprechen kann, wo die Daten liegen. Ich kann ja jetzt nur für meinen Startup sprechen, also für die Room AG. Wir haben zum einen Server in Deutschland. Das ist ja vielen Kunden immer sehr wichtig. Und zum anderen ist es so, wenn du jetzt zum Beispiel das Metaverse nutzt, zumindest von der Room AG, da ist es meistens so, dass die Objekte- Okay, 3D-Objekte kannst du auch hochladen, dann brauchst du unsere Cloud, aber die meisten Sachen sind verlinkt oder eingebettet über ein iframe. Das bedeutet, die Daten liegen eigentlich auf den Servern vom Unternehmen, sofern die denn die Möglichkeit dazu haben. Also eigentlich ist es nur eine Einbettung, eine Verlinkung. Aber bei sensiblen Daten, also wenn du jetzt zum Beispiel ein Automobilhersteller bist, würde ich da natürlich jetzt auch nicht unbedingt hier meinen neuesten- Also da darfst du natürlich keine sensiblen Daten hochladen, das ist klar. Da muss man schon vorsichtig sein oder muss im Vorfeld entsprechende Sicherheitsstrukturen entwickeln. Was aber bestimmt möglich ist. Ist halt teuer. Das muss man halt an der Stelle auch sagen. Also alles, was du quasi auch so aus den USA nutzen kannst, was halt so frei verfügbar ist, ist halt günstig bis kostenfrei. Wenn du halt Anforderungen hast, die sehr besonders und speziell sind, dann kann man das bestimmt umsetzen, wird dann halt teurer.
Wolfgang Patz: Das sind gute Hinweise. Bevor wir jetzt langsam in Endspurt kommen, ich habe dir 30 Minuten versprochen, wir sind schon ein bisschen drüber, aber wir ziehen das jetzt noch knackig durch. Vielleicht ich sage ein Wort und du sagst deine Gedanken dazu ganz kurz oder einen Satz. Co-Creation.
Dr. Sirkka Freigang: Liebe ich.
Wolfgang Patz: Öffentliche Verwaltung.
Dr. Sirkka Freigang: Finde ich spannend.
Wolfgang Patz: Sam Altman.
Dr. Sirkka Freigang: Sam Altman ist grenzwertig oder schwierig, herausfordernd. So was.
Wolfgang Patz: EMO: Emote Portrait Alive.
Dr. Sirkka Freigang: Gruselig, total gruselig.
Wolfgang Patz: Okay, gut. Dann lass uns jetzt unsere Stimmenbänder mal bis ans Maximum bringen. Was meinst du, wie sieht die Zukunft des Lernens aus?
Dr. Sirkka Freigang: Ich sehe das eigentlich ganz positiv. Also ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen kreativer mit dem Thema Lernen und Bildung umgehen würden und Lernen wirklich, ja, vielleicht auch positiver konnotiert wird in Zukunft. Das ist so ein bisschen mein Anspruch, das würde ich mir wünschen und ich sehe da eigentlich auch ganz positiv in die Zukunft. Es gibt so viele Möglichkeiten, das Lernen und die Bildung toll zu gestalten als Erlebnis und wirklich mit einem tiefen Verständnis und mit einer ganz anderen Leidenschaft mit diesem Thema umzugehen und das wünsche ich mir für die Zukunft.
Wolfgang Patz: Und wenn jetzt die Leute hier angefixt haben und sie haben richtig Bock zu sich zu dem Thema irgendwie mehr auseinanderzusetzen, was würdest du dir an die Hand geben? Wie sollen die beginnen, außer deiner LinkedIn-Gruppe zu folgen und dein Buch zu lesen?
Dr. Sirkka Freigang: Ich würde sagen der eigenen Leidenschaft nachgehen. Also ich hoffe, jeder hat irgendwo ein kleines Feuer in sich und das muss man mal suchen dieses kleine Feuer. Und dann muss man gucken, wo einen das hintreibt. Und dann würde ich es schön finden oder gut oder richtig finden, wenn man seine eigenen Talente und seine eigene Neugier, die auch immer so bisschen beflügelt und der ein bisschen Futter gibt und Bücher liest, sich mit anderen austauscht. Also die Welt ist so bunt und die Welt kann toll sein. Wir müssen das Beste draus machen. Und das ist halt auch wieder so ein bisschen unsere Verantwortung. Also jetzt sich nicht nur passiv treiben zu lassen, sondern aktiv zu gestalten. Und das ist mein Plädoyer an dieser Stelle. Wir alle sind Gestalter und Gestalterinnen dieser Welt und auch der Zukunft. Und wir sollten diese Verantwortung annehmen.
Wolfgang Patz: Hört sich auf jeden Fall gut an, trotzdem nochmal am Puls der Zeit zu sein, bei den ganzen technischen Dingen, die jetzt so passieren und irgendwie neue Programme, neue Apps und dies und das. Gibt es da irgendwelche Kanäle, wo du sagst: Mensch, das ist ein toller Newsletter, den kann man mal abonnieren, um so den neuesten heißen Scheiß irgendwie auf dem Schirm zu haben, dass man nicht ganz so, dass man wenigstens weiß, was gerade so aktuell ist?
Dr. Sirkka Freigang: Natürlich. Da gibt es natürlich jetzt mehrere Newsletter, die ich abonniert habe. Ich kann den Sascha Pallenberg extrem empfehlen von MeTacheles. Also gerade, wenn es ganz allgemeine Tech-Themen geht, ist der mega spannend. Wenn es um das Thema KI geht, kann ich die Léa Steinacker und Miriam Meckel empfehlen. Die haben die Ada-Community gegründet. Wenn es um das Thema KI geht, im Speziellen gibt es das AI-Institut von Raphael Irgendwas. Der macht auch immer ganz spannende Newsletter zum Thema KI. Zum Thema KI gibt es auch eine ziemlich gute Community von der Sandra Mareike Lang, die sich wirklich über jedes Tool irgendwie austauscht. Also es gibt ja die Möglichkeit, sich über ganz viele unterschiedliche Kanäle quasi die neuesten Informationen ins Dashboard zu ziehen. Auf LinkedIn habe ich da noch viel, viel mehr Leute, um ganz ehrlich zu sein. Und über die kriege ich halt die ganzen News. Früher war es Twitter. Das ist ja heutzutage nicht mehr. Deswegen nutze ich jetzt mittlerweile sehr stark LinkedIn genau für solche Dinge, um da bei bestimmten Themen am Ball zu bleiben. Newsletter. Aber ich finde Bücher in der Tat auch immer noch eine sehr gute Quelle, auch wenn die nicht ganz so aktuell sind immer.
Wolfgang Patz: Ja. Gut, Sirkka, vielen lieben Dank. Wir sind leider am Ende angelangt, aber trotzdem fand ich das schön, mal so einen kurzen Einblick zu bekommen in deine Welt, aber auch praktische Anwendungsbeispiele zu bekommen, wie man das Thema vielleicht in die öffentliche Verwaltung bringen kann. Sirkka, vielen lieben Dank. Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Dr. Sirkka Freigang: Danke dir, Wolfgang. Danke für das schöne Gespräch, hat mir sehr viel Freude gemacht.
Wolfgang Patz: Damit endet unsere heutige Folge von Flurfunk aus Herne. Ein großes Dankeschön an Dr. Sirkka Freigang für ihre wertvollen Einblicke in die Welt des Smart Learning und das transformative Potenzial des Metaverse. Wir haben gesehen, wie immersive Technologien das Lernen bereichern und welche Herausforderungen und Chancen sich dabei ergeben. Vergesst nicht, die Möglichkeiten dieser neuen Technologien zu erkunden und aktiv an der Gestaltung der digitalen Bildung teilzunehmen. Bis zum nächsten Mal, bleibt neugierig und engagiert euch für die Bildung der Zukunft.
Wolfgang Patz: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Flurfunk aus Herne, der Verwaltungstalk. Deinem Podcast, wenn es topaktuelle Themen und Learnings aus der Verwaltung geht. Mein Name ist Wolfgang Patz, ich bin Podcastcoach und Moderator und im Auftrag der Fortbildungsakademie des Ministeriums des Innern NRW spreche ich jeden ersten Mittwoch im Monat mit spannenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft und dem öffentlichen Sektor. In dieser spannenden Folge tauchen wir mit Dr. Sirkka Freigang, einer führenden Expertin für Smart Learning, tief in die Welt des Metaverse ein. Sirkka wird uns ihre berufliche Reise näherbringen und erklären, wie das Metaverse als digitale Parallelwelt das Lernen transformieren kann. Bereitet euch auf eine fesselnde Erkundung vor, die die Grenzen des traditionellen Lernens sprengt und uns zeigt, wie immersive Technologien und aktuelle Trends das Bildungswesen revolutionieren. Heute zu Gast Dr. Sirkka Freigang. Und Dr. Sirkka Freigang ist Expertin für Smart Learning. Schön, dass du da bist Sirkka.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, danke für die Einladung, lieber Wolfgang. Freue mich auch, dass ich heute in eurem Flurfunk dabei sein darf.
Wolfgang Patz: Ja, wir haben ja schon mitbekommen, dass wir quasi gar nicht so weit, eigentlich schon weit voneinander entfernt sind, aber wenigstens in einer Stadt in Berlin. Ich irgendwo, ich weiß gar nicht, wo ist jetzt, geografisch wahrscheinlich eher so Südost oder so und du ganz im Süden, auf jeden Fall im Osten bei mir.
Dr. Sirkka Freigang: Genau.
Wolfgang Patz: Und du ganz im Süden.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, du bist wahrscheinlich in Friedrichshain, würde ich sagen. Da Storkower Straße so, ne?
Wolfgang Patz: Ja genau, richtig. Und was im Stadtteil bist du dann?
Dr. Sirkka Freigang: Ich bin in Mariendorf. Das ist Alt Mariendorf und da wohne ich jetzt seit zwei Jahren und davor habe ich zwölf Jahre auf der Sonnenallee gewohnt. Direkt am Hermannplatz, mehr oder weniger. Und ich sage immer so schön: Ich habe Autos gegen Eichhörnchen getauscht.
Wolfgang Patz: Ja. Für alle, nicht wissen, wie es da so aussieht. Die Sonnenallee bedeutet nicht, dass es da schön sonnig ist und die Natur pur ist, sondern eher das Gegenteil.
Dr. Sirkka Freigang: Genau, da ist es ziemlich laut, vor allem an der Ecke, wo wir gewohnt haben. Also es war insofern schon grün. Es war auch eine tolle Ecke. Wir haben nicht weit weg vom Maybachufer gewohnt und vom Dreiländereck. Da konnte man wirklich traumhaft schön spazieren gehen. Aber alles andere als alleine. Also man wird förmlich umgerannt, wenn ich mein Haus verlassen habe. Da sind so viele Menschen unterwegs und so viele Fahrradfahrer und so viele, ich weiß nicht, also das ist einfach unglaublich. So viele Autos, so viel Traffic und so viel Lärm und so viele Busse und kann mich noch dran erinnern, als ich die Zeit mit dem Kinderwagen unterwegs war. Ich bin nicht über den Bordstein gekommen. Also ich musste die Straßenseite wechseln, um überhaupt irgendwie vorwärtszukommen, weil so viel los war.
Wolfgang Patz: Na gut, aber Mariendorf ist halt wirklich, da sagt sich Hund und Katze gute Nacht, ne?
Dr. Sirkka Freigang: Ja, so ungefähr kann man das beschreiben, ja. Das ist schon auf jeden Fall eine krasse Veränderung. Und was ich vermisse, ist definitiv so das kulinarische Leben. Das gibt es hier leider nicht.
Wolfgang Patz: Ja, ich weiß, da hinten, Alten Mariendorf, da gibt es ja so einen Kentucky Fried Chicken, ne?
Dr. Sirkka Freigang: Super. Klasse.
Wolfgang Patz: Und den einen oder anderen Dönerladen habe ich auch schon gesehen, aber vielleicht noch ein deutsches Restaurant, aber mehr kenne ich da auch nicht.
Dr. Sirkka Freigang: Nee, da gibt es leider nicht ganz so viele Sachen. Ein paar kleine Feinheiten haben wir entdeckt, aber das ist natürlich kein Vergleich zu Neukölln, das muss man schon sagen.
Wolfgang Patz: Aber vielleicht können wir ja mal kurz mit starten, dass du mir mal kurz einen kleinen Überblick gibst, wer du eigentlich bist, was du machst. Wir wollen heute über das Thema Smart Learning sprechen. Und da kommt zum Beispiel auch das Thema Metaverse vor. Mich würde auch interessieren, wie kommt denn Frau Dr. Sirkka Freigang zum Thema Metaverse? Vielleicht kannst du das ja mal gleich mit abfrühstücken.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, total gern. Vielleicht fange ich mal so bisschen bei den Roots an, also bei den Wurzeln. Ich bin promovierte Erziehungswissenschaftlerin. Habe also ganz klassisch Erziehungswissenschaften an der freien Universität hier in Berlin, also in Dahlem-Dorf studiert, wohne und lebe seit dem Jahr 1999 in Berlin, bin quasi zum Studieren hierhergekommen. Ja und was mich eigentlich schon immer interessiert hat, war Lernen mit neuen Technologien. Damals im Studium fing das ganze Thema E-Learning an. Damals ging es noch um Hyperlinks. Also E -Learning war Lernen mit Hyperlinks. Das muss man sich mal vorstellen, so lang ist das schon her. Ja genau und dann habe ich nach dem Studium erst mal einige Jahre in der Bildungstrend- und Zukunftsforschung gearbeitet, habe das Thema der Technologien aber nie so wirklich aus dem Auge verloren. Ich habe auch unterschiedliche Kurse gemacht an der HTW damals, das muss schon vor 20 Jahren gewesen sein. Nebenberuflich habe ich bei der Anja C. Wagner die ersten Web 2.0 Kurse belegt und ich bin einfach über meine Neugierde immer mehr in diese Technologieschiene gerutscht. Habe dann wie gesagt Bildungstrend- und Zukunftsforschung gemacht und da hatte ich dann mit Technologiekonstrukten wie dem Internet der Dinge zu tun. Wir haben damals eine Studie gemacht im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wo es um die Ermittlung von Trendqualifikation im Bereich Internet der Dinge mit Schwerpunkt auf Smart House ging. Heute würde man das mit Future Skills umschreiben. Vor 15 Jahren hieß es noch Trendqualifikation. Also ich habe mich eigentlich sukzessive immer mehr mit dem Thema Technologien beschäftigt, eher so in meiner Freizeit aus Interesse. Genau, und so kam das, dass ich das dann Schritt für Schritt auch immer mehr beruflich gemacht habe. Ich fand das Thema Internet der Dinge dann so spannend, dass ich mir überlegt habe: Wie wäre es denn, darüber zu promovieren? Ich hatte immer Lust zum Promovieren. Ich war immer schon jemand, der total viel und gern gelesen hat und jemand, der sich total tiefgründig mit theoretischen Konstrukten beschäftigt. Also das mache ich wirklich liebend gerne. Und ich habe nicht deswegen promoviert, um den Doktortitel zu bekommen, was natürlich ganz nett ist. Aber ich habe das wirklich deswegen gemacht, um noch tiefer mich mit wissenschaftlicher Literatur beschäftigen zu können. Weil was mich im Bereich der Bildungstrend- und Zukunftsforschung oder in dem Job immer so ein bisschen gestört hat, war auch, dass mir die Forschung nicht hochwertig genug war, um es mal so auszudrücken. Und was mich auch gestört hat war, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung nur untersucht hat, wie diese Technologien Wirtschaftsbereiche verändern, aber nicht wie diese Technologien die Bildung verändern. Und das hat mich dermaßen aufgeregt – bin ich ganz ehrlich – dass ich gesagt habe: Okay, ich kündige den Job jetzt und mache die Forschung selbst. Und dann habe ich das Glück gehabt, dass ich ein Stipendium akquirieren konnte. Also ich habe im Rahmen der Forschungstätigkeit sehr viele Drittmittel akquiriert, sehr erfolgreich übrigens, weil ich immer irgendwelche Innovationen reingebracht habe. Das fällt mir irgendwie leicht. Ich bin halt jemand, der kreativ denkt und ganz viel innovative Methoden und Tools irgendwie in die Projekte reingebracht hat. Dieses Talent habe ich genutzt, um eigene Mittel für meine Forschungsarbeit oder für die Dissertation zu bekommen. Und das ist mir gelungen. Ich habe dann quasi extern promoviert an der TU Dresden am Fachbereich von Professor Thomas Köhler. Und der hat auch das Thema angenommen und untersucht habe ich quasi, wie das Internet der Dinge, das Lernen verändert. Und so bin ich zur Expertin für Smart Learning Environments geworden.
Wolfgang Patz: Und das war dann vor 20 Jahren?
Dr. Sirkka Freigang: Das ist sehr gut, dass du das fragst, weil das wollte ich gerade noch hinterher schieben. Das war nicht vor 20 Jahren, weil, ich habe quasi nebenberuflich promoviert. Also ich war dann erst einige Jahre in der Forschung tätig. Dann habe ich versucht ein Stipendium zu bekommen, was nicht sofort geglückt ist. Das bedeutet, ich habe dann erst mal eine Zeit lang für Volkswagen gearbeitet in Wolfsburg und habe dann viele, viele Jahre bei Bosch gearbeitet, weil mir ist es auch sehr, sehr wichtig, nicht nur zu forschen und theoretische Konstrukte zu dokumentieren und zu durchdringen, sondern vor allem diese Erkenntnisse in der Praxis anzuwenden. Das ist mir extrem wichtig. Von daher habe ich nebenberuflich promoviert.
Wolfgang Patz: Und was ist jetzt gerade dein tägliches Brot? Ich habe vorhin kurz gesprochen, du bist viel auch auf Bühnen unterwegs. Also du berichtest quasi viel über das smarte Lernen wahrscheinlich. Aber was ist sonst die andere Hälfte des Lebens?
Dr. Sirkka Freigang: Ja, ich war ja dann wirklich sehr, sehr viele Jahre bei Bosch. Bestimmt fünf oder so. Ich habe die Möglichkeit bekommen, als ich dann die Dissertation abgeschlossen habe, das war 2018, da habe ich dann bei Bosch angefangen als Head of Smart Learning. Also da konnte ich dann wirklich die Ergebnisse aus der Dissertation nutzen und einen Beratungsbereich bei Bosch aufbauen. Das war wirklich toll. Das habe ich sehr viele Jahre gemacht und in dieser Zeit habe ich mich von dem Internet der Dinge losgelöst und bin immer mehr mit anderen Technologien in Kontakt gekommen. Und da habe ich ganz viel mit XR-Technologien experimentiert. Also Extended Reality, also alles von Augmented über Mixed bis Virtual Reality. Da habe ich viele Dinge ausprobiert. Und in dem Zusammenhang habe ich auch mit sehr vielen Start-ups zusammengearbeitet, weil die für mich diesen coolen Scheiß gebaut haben, um ehrlich zu sein, den ich mir so ausgedacht habe beziehungsweise ich habe das in Kooperation mit den Start-ups gemacht und in der Zeit habe ich auch die Room AG kennengelernt. Die Room AG ist ein Start-up im XR-Umfeld, das bedeutet, die haben eine B2B Metaverse-Plattform, die sie quasi im B2B-Bereich vertreiben und die haben mich dann quasi abgeworben und das muss 2020 oder 2021 gewesen sein und seitdem bin ich als Global Head of Smart Learning in der Room AG tätig. Verantworte da das Business Development im Kontext Smart Learning und leite quasi das Produktportfolio in dem Kontext. Ich nutze quasi die Technologien, die die haben und optimiere die Lösungen auf den Lernkontext. Mein Ziel ist es – und das habe ich auch erreicht – ein skalierbares Smart Learning Portfolio im Metaverse zu entwickeln, zusammen mit meinem Team und vielen anderen tollen Kollegen und Kolleginnen. Das mache ich aber quasi in Teilzeit, weil nebenberuflich bin ich selbstständig und arbeite als Keynote-Speakerin, Beraterin, habe unterschiedliche Projekte. Vor kurzem habe ich ein Buch geschrieben, das Anfang diesen Jahres veröffentlicht worden ist. Das mache ich aber quasi die Selbstständigkeit auch schon seit ich bei Bosch bin, also bestimmt seit 2020 oder so.
Wolfgang Patz: Und wie würdest du das Metaverse definieren? Wenn sich jetzt einer fragt, wovon redet Sirkka hier schon seit zehn Minuten?
Dr. Sirkka Freigang: Das Metaverse würde ich beschreiben als eine computergenerierte Parallelwelt im Internet, die dreidimensional ist. Also letztendlich kann man sich das so vorstellen wie Google Earth. Also Google hat ja von unserer Welt ganz viele Fotos gemacht und wenn unsere Welt jetzt in einem dreidimensionalen Raum dupliziert wird, dann könnte man das quasi als Metaverse bezeichnen und diese virtuelle Welt kann entweder der digitale Zwilling sein von allem, was wir kennen, von Maschinen, Fabrikanlagen, Häusern oder es kann halt eine Fantasiewelt sein. Und die Grundidee vom Metaverse ist, dass sich diese virtuelle Welt über die reale Welt drüberlegt und ich diese virtuelle Welt entweder über eine Brille eingeblendet bekomme oder über digitale Endgeräte abrufen kann, also über ein Smartphone, über ein Tablet. Aber ich kann diese 3D-Welten natürlich auch über den Browser betreten. Also das Spannende beim Metaverse ist, ich kann in das Internet quasi hineinlaufen als 3D-Welt mit einer VR-Brille oder auch ohne. Und ich kann eigentlich auch Objekte aus diesem Internet rausnehmen, weil diese Objekte oder diese Welt gibt es ja schon virtuell und die kann ich quasi über Augmented Reality in mein echtes reales Umfeld wiederum einblenden. Also es geht blurring worlds, also diese Welten verschwimmen quasi. Es sind vermischte Welten. Man kann jetzt nicht mehr von digitaler oder analoger oder virtueller Welt sprechen, sondern das sind gemischte Welten. Die sind beides. Also dann spreche ich immer von hybriden Lern- und Arbeitswelten.
Wolfgang Patz: Kannst vielleicht ganz kurz aus deiner Nicht-VR-Brille, die du jetzt aufhast, sagen, vielleicht so ein, zwei Vorteile davon sind aber auch ein, zwei Nachteile beziehungsweise, ja, mir kommen sofort so, keine Ahnung, so ein paar Ängste damit oder Besorgnisse in den Sinnen so, man kriegt sein – auf Deutsch gesagt – seinen Arsch gar nicht mehr raus und bleibt nur noch quasi vom Computer in der digitalen Welt und verlässt es überhaupt nicht mehr.
Dr. Sirkka Freigang: Das ist auch ein reales Risiko. Das ist schön, dass du es ansprichst. Ich habe jetzt erst vor zwei Tagen, glaube ich, einen Vortrag zu dem Thema gehalten: Potenziale, Merkmale und Herausforderungen des Metaverse. Ja, das gibt natürlich immer zwei Seiten der Medaille. Also die Herausforderung ist definitiv, dass es eine Technologieabhängigkeit geben kann. Das geht es in viele unterschiedliche Richtungen. Also ich meine, wir sind ja jetzt auch schon von unserem Smartphone abhängig, by the way. Ich sag nur das Thema Navigation etc. pp. Aber das hat natürlich vor allem auch so im Gaming Kontext nochmal ganz andere Dimensionen. Vor allem wenn du ins Ausland schaust, da haben ja wirklich Menschen vergessen zu essen und zu trinken, weil sie die ganze Zeit rund die Uhr am Computer gesessen sind, in irgendwelchen digitalen Welten ihr Leben gelebt haben und wirklich dabei verstorben sind. Also das muss man sich echt mal geben. Also solche Fälle gibt es. Und ja, das ist auch eine Gefahr, weil man im virtuellen Leben alles sein kann. Also ich habe ja einen Avatar, der sieht ja natürlich viel besser aus als ich. Der ist viel dünner, der ist total attraktiv, der hat keine Falten mehr, der hat die schicksten Klamotten an und dieser Avatar, mit dem kann ich natürlich auch ein ganz anderer Mensch sein. Also das hat schon reale Gefahren in der Hinsicht, aber auch im Kontext monopolartiger Strukturen. Also die Frage ist ja mal, wer stellt so ein Metaverse zur Verfügung? Wer ist der Provider? Unter welchen Interessen wird so etwas zur Verfügung gestellt? Was kostet das? Werden nur Produkte platziert oder was ist eigentlich der Zweck? Wofür wird so Metaverse genutzt? Im Moment ist es ja wirklich so, dass ganz viel, sage ich mal, in Richtung Product Placement geht. Das ist natürlich logisch. Wirtschaftliche Interessen stehen meistens im Vordergrund, auch im Kontext neuer Technologien und das ist genau der Grund, warum ich dann komme und den Zeigefinger hebe und sage: Warum nutzen wir das nicht fürs Lernen? Weil fürs Lernen hat das unglaubliche Potenziale, weil ich das Lernen greifbar machen kann. Ich kann auch durch virtuelle Welten laufen. Ich habe eine ganz andere Experience und das ist ja ein Motto, das ich sehr oft und gerne nenne und zwar: Create Experiences, not Lessons. Ich kann Lernerfahrungen durch immersive Technologien sehr schnell und einfach erzeugen, gestalten und skalieren und das ist ein riesiger Vorteil. Vor allem wenn es darum geht mal eine Methodenvielfalt reinzubringen. Ich sage nur Stichwort Death by Powerpoint. Wir alle kennen das. Ellenlange Video-Lectures oder WBTs, klassische E -Learnings oder diese ganzen Plattformen, wo ganz viele Inhalte zur Verfügung stehen. Aber die Frage ist: Haben wir damit dann was gelernt? Das ist ja nur Wissensvermittlung oder Druckbetankung in Anführungsstrichen. Lernen tut man über Erfahrung und Erfahrung kann man im Metaverse sehr gut erzeugen.
Wolfgang Patz: Bevor wir jetzt weitermachen, ich habe gerade hier auf der Liste, haben wir noch unsere Warm-Up-Fragerunde. Wir sind ja schon ziemlich warm gerade. Wir haben uns schon warm geredet, aber wir schieben sie einfach trotzdem mal rein. Ich sag dir jetzt zwei Worte und du sagst einfach entweder oder. Bühne oder Experience Design?
Dr. Sirkka Freigang: Sowohl als auch.
Wolfgang Patz: Musical oder Rap-Konzert?
Dr. Sirkka Freigang: Sowohl als auch.
Wolfgang Patz: Vier-Sterne-Restaurant oder Streetfood?
Dr. Sirkka Freigang: Streetfood.
Wolfgang Patz: Tag- oder Nachtmensch?
Dr. Sirkka Freigang: Das ist eindeutig. Nachtmensch.
Wolfgang Patz: Okay, ich finde solche Menschen gruselig irgendwie.
Dr. Sirkka Freigang: Nachtmenschen?
Wolfgang Patz: Ja, ich bin nachts, also wenn man jetzt rein auf die Produktivität runter bricht, bin ich nachts nicht produktiv, sondern eher in so einer morgendlichen Eule.
Dr. Sirkka Freigang: Aber worum findest du das dann gruselig, wenn jemand anders ist als du?
Wolfgang Patz: Na, weil das anders ist als ich, das geht nicht. Ist einfach gruselig. Nachts soll man schlafen, dann soll man nicht hier arbeiten und sündigen.
Dr. Sirkka Freigang: Ist deine Meinung. Ich sehe das ganz anders. Ich kann ohne Probleme bis morgens um vier arbeiten.
Wolfgang Patz: Ja, okay, gut. Lassen wir das mal so. Also, welche Trends treiben dich dann gerade an so aus der digitalen Lernwelt?
Dr. Sirkka Freigang: Na, das sind natürlich KI, also künstliche Intelligenz. Alles, was mit XR zu tun hat, hatten wir eben schon drüber gesprochen. Das sind jetzt so die technologischen Trends. Da gibt es jetzt natürlich noch ein paar andere wie Interoperabilität oder Cloud Services oder Streaming oder Reduzierung von Daten. Green-Tech finde ich mega spannend, um ehrlich zu sein.
Wolfgang Patz: Was ist Green Tech?
Dr. Sirkka Freigang: Da geht es darum, auch zum Beispiel im Kontext Metaverse, wie man große Datenmengen reduziert und somit Server-Strukturen einsparen kann. Das ist eigentlich auch ein ganz wichtiges Thema im Kontext KI, weil ein Prompt oder eine Abfrage bei GPT, ich weiß nicht, wie viel Ressourcen sowas verbraucht. Und zwar, es sind sehr, sehr, sehr viele. Und bei Green Tech geht es wirklich darum zu überlegen, wie kann man die Technologie nutzen und weniger Ressourcen verbrauchen. Das ist eigentlich ein ganz wichtiges Thema. Das war bei Blockchain früher immer ganz, ganz gravierend auch Thema.
Wolfgang Patz: Ja, er hört sich wirklich nach einem sehr wichtigen Thema an.
Dr. Sirkka Freigang: Genau, das sind so die technischen Trends, aber da gibt es ja noch ganz viele andere Trends, vor allem auch soziale Trends. Im Moment finde ich das ja ganz spannend, dass es so in Richtung Co-Creation und Peer Learning geht, dass man weggeht von der Idee… Also ich meine früher wurde ja immer das selbstgesteuerte Lernen extrem proklamiert und ich finde es total toll, dass es jetzt so einen sehr starken Trend in Richtung Peer Learning geht oder Learning Circles, also alles was gemeinschaftlich gemacht wird. Und ich finde das insofern toll, weil wenn man jetzt zu zweit an einem Lernziel arbeitet oder sich weiterentwickeln oder weiterbilden möchte, das macht zu zweit immer mehr Spaß oder auch in einer kleinen Gruppe. Also Working Out Loud fing damit eigentlich so richtig groß an, dass man so zu viert oder zu fünft zusammengegangen ist. Da hat man dann festgestellt, dass ist immer schwierig mit Termine finden. Ich bin großer Freund vom Tandem-Lernen. Also, dass man einfach ganz neue soziale Konstrukte hat, wie man lernen kann. Und das kann man auch gut im Metaverse oder für digitales Lernen dann übertragen.
Wolfgang Patz: Ich habe es ein bisschen, also man verlernt das irgendwie, so dieses gemeinschaftliche Lernen. Also, wenn ich mich hinsetze, mir was durchlese, dann will ich es halt jetzt und in dem Moment machen. Und dann diesen extra Weg zu gehen, wieder schon mal in die Terminabstimmung. Aber natürlich, wenn du niemanden hast, wo man sich gegen nebenbei challengen kann und der eine weiß mehr als ich in dem Moment und dann befruchtet der mich, aber irgendwann ist es vielleicht andersrum. Also klar, ich sehe die Vorteile auf jeden Fall nur ich habe es ein bisschen verlernt.
Dr. Sirkka Freigang: Das ist schade. Ich muss ja auch ehrlicherweise dazu sagen, man lernt das ja auch nicht in der Schule oder der Universität. Und das ist ja das ganz große Problem an unserem Bildungssystem, dass wir lernen nie wirklich gelernt haben. Eigentlich haben wir ja nur gelernt, passiv da zu sitzen, passiv zu konsumieren und Fakten, die man auswendig gelernt hat, zu replizieren. Also Lernen ist für mich eigentlich was komplett anderes. Lernen ist Verstehen, ist tiefgründiges Nachfragen, ist Austauschen und vor allem Anwenden und Probleme lösen. Und das kann man verdammt gut mit anderen zusammen. Deswegen habe ich mich damals bei Bosch selbstständig gemacht. Ich habe die Smart Learning Community gegründet, die Smart Learning Pirates. Und da war genau das schon das Ansinnen von mir, Leute, die aus ganz unterschiedlichen Kontexten kommen, an einem Thema arbeiten zu lassen. Und das hat so unfassbar gut funktioniert. Vor allem, wenn die aus einer anderen Branche gekommen sind. Wir hatten Rechtsanwälte oder wir hatten Leute, die Demokratie erlebbar machen wollten. Dann hatten wir eine Hundetrainerin. Dann hatten wir natürlich ganz klassische Berater, Beraterinnen. Dann hatten wir die typischen Personalentwickler, Entwicklerinnen. Also es war so vielfältig, die haben so viel voneinander gelernt und ich hör das immer wieder, das ist auch jetzt – ich war ja viel unterwegs – das Thema schlechthin. Mit anderen zusammen zu lernen, Learning Circles zu machen, das muss jetzt gar nicht mehr ein Working Out Loud Programm sein, sondern einfach nur in einem Unternehmen, dass sich unterschiedliche Leute zusammentun, die an ähnlichen Fragestellungen arbeiten oder vielleicht auch ganz unterschiedlichen. Und das ist einfach wirksamer. Und wenn man einfach so einen Tag blockt, ganz fest einmal im Monat, immer der Donnerstag um elf, wenn du den fest geblockt hast, dann ist es eigentlich auch mit der Terminabsprache gar nicht so schwierig. Und das Schöne ist, man verankert es, man hat eine Routine und irgendwann wird es Kultur. Und das ist ja genau das, wohin wir uns eigentlich alle entwickeln können zu einem kulturellen Change – in Anführungsstrichen – wo Lernen wieder einen Mehrwert bekommt.
Wolfgang Patz: Nun ist ja der Podcast von der Fortbildungsakademie des Landes NRW und vor der Pandemie war es ja ziemlich viel offline, mittlerweile ist bei der FAH ziemlich viel auch in Online-Seminaren rübergeschwappt. Und fällt dir so ein konkretes Beispiel ein, wie man vielleicht das Thema Metaverse oder Smart Learning für die FAH anwenden könnte?
Dr. Sirkka Freigang: Also da gibt es jetzt mehrere unterschiedliche Möglichkeiten. Ich bin ja ein großer Fan von den Merge-Cubes. Das ist ein Schaumstoffwürfel, über den man bestimmte Objekte augmentieren kann. Sowas könnte man natürlich auch im Kontext Kulturentwicklung oder auch für andere Themen nutzen. Man könnte ja sinnbildlich die FAH, also die Fortbildungsakademie nachbauen, man könnte so kleine Satelliten drum machen, so kleine Werte dran bauen, also mit Annotation und Text arbeiten und dann hat man ein kleines virtuelles Objekt, womit man quasi arbeiten kann und das ist so ein erster Magic Moment in Anführungsstrichen. Man kann aber natürlich auch entweder die Präsenz oder auch die E -Learnings oder Webinare, das kann man natürlich auch alles erweitern im Metaverse. Also es kommt immer drauf an, was das ursprüngliche Ziel ist, was das Lernziel ist. Und dann ist die Frage, ob man übers Metaverse oder immersive Technologien Mehrwerte generieren kann. Und das kann man dann, wenn man Probleme löst. Zum Beispiel, wenn man sich nur in Zoom trifft oder Teams, wird es halt irgendwann sehr langatmig oder anstrengend. Dann könnte es ein Vorteil sein, dass man punktuell eine Session im Metaverse macht. Man könnte aber auch ein Walk and Talk machen, also etwas komplett ohne Technologien. Also letztendlich finde ich, kommt es immer darauf an, dass man eine Learning Journey entwickelt, die insgesamt wirksam ist und eine didaktische Vielfalt ermöglicht. Also zu viel Zoom ist schwierig, also zu viel digital ist schwierig, zu viel Metaverse natürlich auch. Ich finde, es kommt wirklich auf die Mischung drauf an und was wichtig ist, gerade bei diesen immersiven Technologien, die kann man wirklich gut nutzen, eine positive Erfahrung zu ermöglichen. Und das ist sehr gut, wenn man Lerninhalte verankern möchte, weil dann koppelt man einen Lerninhalt an eine positive Erfahrung. Also ich habe jetzt mit dem Merge-Cube gesagt, das haben wir schon öfters gemacht auch für unterschiedliche Kunden. Also man hat quasi ein Sinnbild oder eine kleine Simulation von einer Fortbildungsakademie und versteckt da – in Anführungsstrichen – die Werte oder das, was die Fortbildungsakademie auszeichnet. Und das Schöne ist, dass man mit solchen 3D-Objekten, die kann man halt sehr einfach aufrufen. Man braucht auch gar keinen Merge-Cube, ehrlich zu sein. Theoretisch kannst du das über einen QR-Code machen und könntest dir dann so eine virtuelle Akademie auf dem Schreibtisch augmentieren und von allen Seiten angucken und dir die Werte oder wichtige Elemente von der Fortbildungsakademie anschauen.
Wolfgang Patz: Okay, und es scheint ja wirklich irgendwie, also das war jetzt ein Beispiel von 1000, hast du ja gesagt, also Möglichkeiten sind irgendwie, ja wirklich riesig. Aber wie nimmt man so ein Vorhaben, vor allem bei so einer Behörde, wie geht man das an und wie nimmt man die Mitarbeitenden mit, befähigt man die dazu, dann das irgendwie in die Realität, in die virtuelle Realität zu bringen?
Dr. Sirkka Freigang: Ja, das höre ich immer sehr oft. Also das ist die Frage, die eigentlich jeden umtreibt. Wie kann ich das jetzt wirklich strukturiert auch in die Praxis bringen? Das ist ja mit ein Grund, warum ich das Buch geschrieben habe. Das heißt Smart Learning Design – Methoden und Tools für den Einsatz innovativer Lernkonzepte in Unternehmen. Und das ist quasi die praxisorientierte Version von der Dissertation, weil eine Dissertation – 350 Seiten oder wie lange das ist – das liest sich kein Mensch durch. Das ist keine Experience in dem Sinn. Und deswegen habe ich das Buch geschrieben, da sind nämlich ganz viele Formate beschrieben: Tools und Technologien, wie ich aus einem etwas trögen, langweiligen Lernsetting eine aktive Lernerfahrung bauen kann. Hybride Vernissage ist auch eine schöne Möglichkeit, wie man aus einer passiven Wissensvermittlung eine aktive Lernerfahrung machen kann. Und in diesem Buch habe ich ganz viele Templates und Schritt für Schritt Anleitungen, wie man das machen kann. Parallel dazu biete ich aber jetzt auch in diesem Jahr Facilitator-Ausbildungen an. Das haben wir früher immer nur im Unternehmen gemacht, um wirklich intern in den Unternehmen oder den Behörden, den Institutionen interne Multiplikatoren, Multiplikatorinnen auszubilden und zu befähigen, diese Tools zu nutzen. Das bedeutet, das ist eine viertägige Ausbildung. Eigentlich ist es ein achtwöchiges Programm. Und da bekommt man dann einen Deep Dive in die Anwendung und Nutzung dieser ganzen Tools, wie zum Beispiel Merge Cube.
Wolfgang Patz: Also Antwort könnte sein: Buch dir einen Experten und lass dich mitnehmen in die Welt.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, vielleicht ein wichtiger Hinweis an der Stelle noch. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sich da kostenfrei kontinuierlich weiterzubilden in dem Kontext oder sich Dinge durchzulesen. Ich habe zu dem Buch, eine Community auf LinkedIn, die ist kostenfrei, wie gesagt. Da sind schon über 600 Leute drin, die Smart Learning toll finden, die sich weiterbilden wollen. Und 50 Prozent von allen meinen Vorlagen und Anleitungen stelle ich in der Community kostenfrei zur Verfügung über die Smart Learning Navigation Map.
Wolfgang Patz: Okay, den Link würde ich dann in die Show Notes packen, damit die jetzt hier gerade zuhören, einfach Zugang dazu haben. Cool. Wie sieht es dann aus mit dem Thema – vielleicht auch ein altbekanntes Thema – Datenschutz und Sicherheit? Vor allem in der Verwaltung sind Daten immer ein sensibles Thema.
Dr. Sirkka Freigang: Ja, also dazu kann man Folgendes sagen: Kommt darauf an, welche Art von Technologie man nutzt. Merge ist ein Unternehmen, das sitzt in den USA. Das bedeutet, wenn man Daten hochladen würde oder 3D-Objekte, müsste man mit dem Unternehmen sprechen, ob die sowas vielleicht auch anders hosten könnten oder ob man das lokal hosten könnte. Letztendlich würde ich fast denken, dass man mit jedem Anbieter sprechen kann, wo die Daten liegen. Ich kann ja jetzt nur für meinen Startup sprechen, also für die Room AG. Wir haben zum einen Server in Deutschland. Das ist ja vielen Kunden immer sehr wichtig. Und zum anderen ist es so, wenn du jetzt zum Beispiel das Metaverse nutzt, zumindest von der Room AG, da ist es meistens so, dass die Objekte- Okay, 3D-Objekte kannst du auch hochladen, dann brauchst du unsere Cloud, aber die meisten Sachen sind verlinkt oder eingebettet über ein iframe. Das bedeutet, die Daten liegen eigentlich auf den Servern vom Unternehmen, sofern die denn die Möglichkeit dazu haben. Also eigentlich ist es nur eine Einbettung, eine Verlinkung. Aber bei sensiblen Daten, also wenn du jetzt zum Beispiel ein Automobilhersteller bist, würde ich da natürlich jetzt auch nicht unbedingt hier meinen neuesten- Also da darfst du natürlich keine sensiblen Daten hochladen, das ist klar. Da muss man schon vorsichtig sein oder muss im Vorfeld entsprechende Sicherheitsstrukturen entwickeln. Was aber bestimmt möglich ist. Ist halt teuer. Das muss man halt an der Stelle auch sagen. Also alles, was du quasi auch so aus den USA nutzen kannst, was halt so frei verfügbar ist, ist halt günstig bis kostenfrei. Wenn du halt Anforderungen hast, die sehr besonders und speziell sind, dann kann man das bestimmt umsetzen, wird dann halt teurer.
Wolfgang Patz: Das sind gute Hinweise. Bevor wir jetzt langsam in Endspurt kommen, ich habe dir 30 Minuten versprochen, wir sind schon ein bisschen drüber, aber wir ziehen das jetzt noch knackig durch. Vielleicht ich sage ein Wort und du sagst deine Gedanken dazu ganz kurz oder einen Satz. Co-Creation.
Dr. Sirkka Freigang: Liebe ich.
Wolfgang Patz: Öffentliche Verwaltung.
Dr. Sirkka Freigang: Finde ich spannend.
Wolfgang Patz: Sam Altman.
Dr. Sirkka Freigang: Sam Altman ist grenzwertig oder schwierig, herausfordernd. So was.
Wolfgang Patz: EMO: Emote Portrait Alive.
Dr. Sirkka Freigang: Gruselig, total gruselig.
Wolfgang Patz: Okay, gut. Dann lass uns jetzt unsere Stimmenbänder mal bis ans Maximum bringen. Was meinst du, wie sieht die Zukunft des Lernens aus?
Dr. Sirkka Freigang: Ich sehe das eigentlich ganz positiv. Also ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen kreativer mit dem Thema Lernen und Bildung umgehen würden und Lernen wirklich, ja, vielleicht auch positiver konnotiert wird in Zukunft. Das ist so ein bisschen mein Anspruch, das würde ich mir wünschen und ich sehe da eigentlich auch ganz positiv in die Zukunft. Es gibt so viele Möglichkeiten, das Lernen und die Bildung toll zu gestalten als Erlebnis und wirklich mit einem tiefen Verständnis und mit einer ganz anderen Leidenschaft mit diesem Thema umzugehen und das wünsche ich mir für die Zukunft.
Wolfgang Patz: Und wenn jetzt die Leute hier angefixt haben und sie haben richtig Bock zu sich zu dem Thema irgendwie mehr auseinanderzusetzen, was würdest du dir an die Hand geben? Wie sollen die beginnen, außer deiner LinkedIn-Gruppe zu folgen und dein Buch zu lesen?
Dr. Sirkka Freigang: Ich würde sagen der eigenen Leidenschaft nachgehen. Also ich hoffe, jeder hat irgendwo ein kleines Feuer in sich und das muss man mal suchen dieses kleine Feuer. Und dann muss man gucken, wo einen das hintreibt. Und dann würde ich es schön finden oder gut oder richtig finden, wenn man seine eigenen Talente und seine eigene Neugier, die auch immer so bisschen beflügelt und der ein bisschen Futter gibt und Bücher liest, sich mit anderen austauscht. Also die Welt ist so bunt und die Welt kann toll sein. Wir müssen das Beste draus machen. Und das ist halt auch wieder so ein bisschen unsere Verantwortung. Also jetzt sich nicht nur passiv treiben zu lassen, sondern aktiv zu gestalten. Und das ist mein Plädoyer an dieser Stelle. Wir alle sind Gestalter und Gestalterinnen dieser Welt und auch der Zukunft. Und wir sollten diese Verantwortung annehmen.
Wolfgang Patz: Hört sich auf jeden Fall gut an, trotzdem nochmal am Puls der Zeit zu sein, bei den ganzen technischen Dingen, die jetzt so passieren und irgendwie neue Programme, neue Apps und dies und das. Gibt es da irgendwelche Kanäle, wo du sagst: Mensch, das ist ein toller Newsletter, den kann man mal abonnieren, um so den neuesten heißen Scheiß irgendwie auf dem Schirm zu haben, dass man nicht ganz so, dass man wenigstens weiß, was gerade so aktuell ist?
Dr. Sirkka Freigang: Natürlich. Da gibt es natürlich jetzt mehrere Newsletter, die ich abonniert habe. Ich kann den Sascha Pallenberg extrem empfehlen von MeTacheles. Also gerade, wenn es ganz allgemeine Tech-Themen geht, ist der mega spannend. Wenn es um das Thema KI geht, kann ich die Léa Steinacker und Miriam Meckel empfehlen. Die haben die Ada-Community gegründet. Wenn es um das Thema KI geht, im Speziellen gibt es das AI-Institut von Raphael Irgendwas. Der macht auch immer ganz spannende Newsletter zum Thema KI. Zum Thema KI gibt es auch eine ziemlich gute Community von der Sandra Mareike Lang, die sich wirklich über jedes Tool irgendwie austauscht. Also es gibt ja die Möglichkeit, sich über ganz viele unterschiedliche Kanäle quasi die neuesten Informationen ins Dashboard zu ziehen. Auf LinkedIn habe ich da noch viel, viel mehr Leute, um ganz ehrlich zu sein. Und über die kriege ich halt die ganzen News. Früher war es Twitter. Das ist ja heutzutage nicht mehr. Deswegen nutze ich jetzt mittlerweile sehr stark LinkedIn genau für solche Dinge, um da bei bestimmten Themen am Ball zu bleiben. Newsletter. Aber ich finde Bücher in der Tat auch immer noch eine sehr gute Quelle, auch wenn die nicht ganz so aktuell sind immer.
Wolfgang Patz: Ja. Gut, Sirkka, vielen lieben Dank. Wir sind leider am Ende angelangt, aber trotzdem fand ich das schön, mal so einen kurzen Einblick zu bekommen in deine Welt, aber auch praktische Anwendungsbeispiele zu bekommen, wie man das Thema vielleicht in die öffentliche Verwaltung bringen kann. Sirkka, vielen lieben Dank. Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Dr. Sirkka Freigang: Danke dir, Wolfgang. Danke für das schöne Gespräch, hat mir sehr viel Freude gemacht.
Wolfgang Patz: Damit endet unsere heutige Folge von Flurfunk aus Herne. Ein großes Dankeschön an Dr. Sirkka Freigang für ihre wertvollen Einblicke in die Welt des Smart Learning und das transformative Potenzial des Metaverse. Wir haben gesehen, wie immersive Technologien das Lernen bereichern und welche Herausforderungen und Chancen sich dabei ergeben. Vergesst nicht, die Möglichkeiten dieser neuen Technologien zu erkunden und aktiv an der Gestaltung der digitalen Bildung teilzunehmen. Bis zum nächsten Mal, bleibt neugierig und engagiert euch für die Bildung der Zukunft.
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